Review: ERIK GRÖNWALL – POWER Music Death Life

Review: ERIK GRÖNWALL – POWER Music Death Life

Erik Grönwall werden die meisten als letzten bekannten Sänger der amerikanischen Metal-Legende SKID ROW auf dem Schirm haben, wo er in die doch recht großen Fußstapfen von Sebastian Bach trat und diese mehr als würdig ausfüllen konnte.

Welcher Mensch außerhalb der Metal-Filterblase hinter Erik steckt, läßt sich trefflich in seiner bislang nur auf englisch und schwedisch erschienenen Autobiographie erlesen.

Erik erzählt auf 254 Seiten sehr anschaulich, wie er vom kleinen schüchternen Jungen aus der schwedischen Provinz zum inzwischen international anerkannten und beliebten Vokalisten erster Güteklasse geworden ist.

Sein Weg begann steinig, die Eltern trennten sich früh und das Geld war knapp. Der Vater, Stellan, legte seinem Sohn bereits das Talent mit in die Wiege, denn er wirkte in einer Tanzmusikband mit und konnte seinem begabten Sohn einiges an Wissen zugänglich machen. Auch wurde in der Kindheit einer der weiteren Grundsteine für Eriks Erfolg, sein Leben und auch Überleben, gelegt – die Vermittlung des unerschütterlichen Mindsets der „Grönwall Power“, im entscheidenden Moment seine Kräfte freisetzen zu können und fest an sich und seine Vision zu glauben. Früh lernte er, für sich und andere einzustehen.

Für die Regelschule konnte sich Erik weniger begeistern und blühte erst auf, als er eine musikalische Laufbahn einschlug. Eigentlich ist er Gitarrist wie sein Vater, kam dann aber eher zufällig darauf, eine recht passable Gesangsstimme zu haben und setzte alles daran, dieses Talent auszubauen und zu verfeinern.

Wir begleiten ihn dabei, wie er unversehens bei „Sverige Idol“, dem Gegenstück zu Formaten wie „Deutschland sucht den Superstar“, beginnt, in der Öffentlichkeit zu stehen und dort sensationell 2009 die Staffel gewinnen kann. Sein späteres Dasein als Rampensau zeichnet sich hier bereits sehr gut ab, hat er doch mühelos bei seinen Auftritten das Studiopublikum im Griff. Hier lernen wir mitunter, daß es im Leben keine Zufälle gibt. Er erregt mit „Shout it out loud“ die Aufmerksamkeit von KISS – und wird später einen Song mit Paul Stanley schreiben. Er kommt mit „18 and life“ zum Casting – und wird später mit seiner Band H.E.A.T. nicht nur die Welt bereisen, sondern auch SKID ROW auf Tour supporten und später sogar für gut zwei Jahre deren Sänger sein.

Wir bekommen sehr interessante Einblicke in die Facetten des Musikgeschäfts. Die Absurditäten, die einem mitunter auf Tour begegnen, die Schattenseiten wie enormer Leistungsdruck, brüllende Langeweile und Einsamkeit. Wie nach einem Jahrzehnt mit H.E.A.T. die Luft raus war. Sein Gastspiel als Simon Zelotes bei der 2018er On-Off-Live-Aufführung von Jesus Christ Superstar an der Seite solcher Legenden wie Alice Cooper und John Legend in New York. Hier erzählt Erik viel über die typisch amerikanische Arbeitsweise, wieviel Hingabe und Disziplin an den Tag gelegt werden müssen, um nach einem guten Monat Proben bei einer Live-Aufführung im Fernsehen auf den Punkt zu funktionieren.

Eriks geplante Zukunft in Südafrika, um dort mit seiner Familie zu leben und einen beruflichen Neuanfang in Richtung Musikmanagement zu starten, scheiterte dann krachend inmitten der Corona-Pandemie mit seiner eigenen Erkrankung an Akuter Lymphatischer Leukämie, die eine Knochenmarkstransplantation und eine Chemotherapie erforderlich machte. Spätestens an diesem Punkt zeigt sich, wie wichtig ein starkes, positives Mindset ist, um angesichts einer potentiell tödlichen Erkrankung nicht zu verzweifeln und das Ziel der Gesundung nicht aus den Augen zu verlieren. Eriks Sohn Adrian war zu diesem Zeitpunkt gerade ein Jahr alt, und natürlich ist es eine treibende Kraft, sein Kind aufwachsen sehen zu wollen. So konnte er sein gesetztes Ziel, zum 31.08.2021 sein Krankenhauszimmer verlassen zu wollen, auch in die Tat umsetzen. Aber auch mit einem gesunden und sehr bewußten, achtsamen Lifestyle ist der Weg nach einer Krebserkrankung zurück ins Leben schwer und mühsam. Du siehst „normal“ aus, hast noch alles dran, funktionierst halbwegs und erweckst beim Betrachter den Eindruck, daß alles wieder beim Alten sei. Dies ist leider trügerisch, die Behinderungen sind eher unsichtbarer Natur und zeigen sich häufig in verminderter Gedächtnisleistung (wie manifestiert sich das beim Lernen von Songtexten?) und einem schneller leer laufenden Akku. Wenn ein „Normalsterblicher“ schon seine Genesungskämpfe hat, wie mag das erst bei einem Soloselbständigen und dazu High Energy-Performer auswirken?

Nichtsdestotrotz ergriff er kurz nach seiner Genesung die Chance, seinen Traum weiter zu leben und fortan an der Seite seiner Teeniehelden, SKID ROW, auf der Bühne zu stehen, ein Album mit ihnen aufzunehmen und zu touren. Auch wenn dies gesundheitlich bedingt vor einem knappen Jahr ein Ende findet, so bleibt doch die Quintessenz, daß es sich lohnt, für seine Träume und Visionen zu kämpfen, vom Besten auszugehen, sich bietende Chancen zu nutzen. Und immer einen Grund zu haben, morgens aufzustehen.

Der Buchtitel „Power“ steht kurz und knapp dafür, wie weit du kommen kannst, wenn du auf deine innere Kraft vertrauen und sie jederzeit abrufen kannst. Erik erläutert ausführlich, welche Mantras seinen Wertekanon darstellen, und diese kann jeder für sich bequem anwenden und umsetzen.

Erik Grönwalls Autobiographie ist nicht nur für Fans interessant, sondern für alle, die sich gerne Lebensläufe und Erfolgsgeschichten ansehen und sich davon inspirieren lassen möchten. Disziplin, Hingabe, ein gesundes Selbstbewußtsein und das Wissen darum, was im Leben wirklich zählt, sind dafür ein guter Grundstock.

Erik Grönwall 2019 mit H.E.A.T. in Pfeffelbach

Hier findet ihr Erik Grönwall auf Facebook, YouTube und seiner Website , über die ihr auch das Buch für 21€ zzgl. Versandkosten bestellen könnt.

Hey! Ich bin hier zuständig für Bild und Text, sprich schicke Konzertfotos und auch Artikel und Rezensionen. Musikalisch bin ich breit aufgestellt, mag Blues und Metal, aber auch Prog und Indie und vieles mehr. Derzeitiger Focus liegt auf der Szene Israels. Kontakt: Bumblebee@skullnews.de

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