Review: AURI „III – Candles & Beginnings“

Review: AURI „III – Candles & Beginnings“

AURI haben längst Kultstatus in den Reihen treuer Symphonic Metal Fans erreicht und übertreffen regelmäßig die Erwartungen. Als die finnisch-britische progressive Folkband 2018 debütierte, hatte niemand geglaubt, dass daraus mehr wird als ein weiteres Nebenprojekt des Metal-Maestros Tuomas Holopainen. Ohne Aussicht auf Livekonzerte, mit einem außergewöhnlich sanften, schwer zu fassenden Klang und gleichzeitig für echte Psychedelik zu prägnant folklorisch, hätte man sich nicht vorstellen können, dass AURI mehrere Alben veröffentlichen würden. Zu klein die Nische, zu extra die Musik – doch nun kam am 15. August 2025 das dritte Album mit dem geheimnisvollen Titel III – Candles & Beginnings heraus. Und um alle Zweifler endlich zu überzeugen, traten AURI alsbald erste Konzerte in Finnland an und bewiesen, dass ihre Show funktionieren kann. Doch dazu weiter unten mehr. Zuerst einmal wollen wir euch kurz den neuen Opus vorstellen!

„The Invisible Gossamer Bridge“: Zu Beginn höre ich gleich, AURI präsentieren sich sphärischer denn je: Märchenhaft, federleicht, mit einer Leadsängerin, die ihre Finesse weiter elaboriert hat. Johanna Kurkela erreicht ungeahnte Höhen im Falsett und klingt doch oft so viel dunkler, fast hexengleich.

„The Apparition Speaks“: Dunkle, bedrohliche verzerrte Gitarrenriffs lassen erahntes Gefährliches, was im Intro angedeutet wurde, zur Gewissheit werden. Ich bin überzeugt, Johanna Kurkela stellt eine Fee aus keltischen Sagen, eine schöne Verdammnis, dar. Es handelt sich dennoch kaum um einen wirklichen Song, eher um eine Atmosphäre. Ich bin mir unsicher, ob ich dieses Lied anstrengend zäh oder radikal innovativ finden soll. Es gleicht schon einer Rebellion gegen 2:30 Min standardisierte Streaming-kompatible Baukasten-Songs, wenn Musiker:innen frecherweise ausschließlich Sound und Feeling erschaffen!

Dieses Gefühl begleitet mich bis in den folgenden Track „I Will Have Language“. Nach einem traumhaften, leicht Nightwish-esken Intro, kann ich nicht anders, als an „Storytime“ zu denken, jedoch irritiert der wortlose Gesang. Und ich frage mich erneut, wie ich mich dabei fühlen soll oder will? Ist dem großen Storyteller Tuomas Holopainen der Erzählstoff ausgegangen? Hat es ihm die Sprache verschlagen? Die beteiligten Gesangsstimmen wabern, locken, reizen uns, doch geben sie uns keine Worte, denn spät erst beginnt der Songtext. Bis dahin zwingen mich AURI auf verzaubernde wie grausame Weise, hinzunehmen, dass ich erst einmal nur hören und fühlen, den Verstand ausschalten und mich hingeben soll. Hervorzuheben ist das erfrischende Violinsolo, welches sich wie ein tanzender Funke in der aufwärts strebenden heißen Lagerfeuerluft erhebt.

„Oh, Lovely Oddities“ wirkt bisher am eingängigsten und alles andere als odd, wie der Name vermuten lässt. Frontfrau Johanna glänzt mit fragil anmutenden Höhenflügen. Sie setzt ihre Stimme wie ein virtuoser Konzertmusiker ein und macht damit Chef-Flötisten Troy Donockley Konkurrenz. Betonen möchte ich an dieser Stelle die Eleganz, mit welcher Drummer Kai Hahto jeden einzelnen Song trägt und mit gezielten Perkussionseffekten aufwertet.

Die innige Beziehung von Worten und Musik und Gefühl, die Tuomas in allen seinen musikalischen Werken ausdrücken will, trägt „Libraries Of Love“. Die starke, eingängige Melodie wird maßgeblich von den emotionalen Lyrics widergespiegelt und machen dieses Lied zu einem Kleinod auf dem Album. Ohne Frage stellt „Blakey Ridge“ den Favoriten dar. Der Ohrwurm schlechthin überzeugt durch rundes Songwriting, welches mühelos Melancholie und leichtfüßige Lebenslust verbindet. Es waren die ersten Liveaufnahmen dieses Lieds, welche mich dazu brachten, schnellstmöglich ins neue Album reinzuhören!

„Helios“ kombiniert knackige Hackbrettsounds, tiefe Bassstimmen, warm-nostalgische Streicher und Oboen, welche den fröhlichen Vibe des Gesangs konterkarieren. Allerdings ermüdet die sehr mäandernde Melodie, zumal sie sehr wie ein Best Of aus dem ersten AURI-Album klingt. Das Lied entflieht meiner Aufmerksamkeit immer dann, wenn man glaubt sie greifen zu können. Die Single „Museum Of Childhood“ lässt sich vielversprechend an, baut jedoch nur die Spannung auf, ohne sie aufzubrechen. AURI zieht hier gegen meinen Willen einen fast schon hartnäckigen Ohrwurm auf, indem die letzten zwei Verse unendlich wiederholt werden. Tuomas‘ endlose Glorifikation der Kindheit, die er bereits zehn Studioalben lang bei Nightwish durchzieht, befremdet mich ebenfalls ein wenig.

Zu den wenigen Songs des Albums, die im Gedächtnis bleiben werden, gehört ohne Frage „Shieldmaiden“. Sie kommt episch daher, ohne zu sehr nach akustischem Nightwish zu klingen, wenngleich ohne die Herkunft zu leugnen, und zeigt perfekt die Essenz von AURI.

Mit „A Boy Travelling With His Mother“ werde ich irgendwie nicht warm. Es wirkt wie ein seltsames ASMR, welches mehrr irritiert als inspiriert und ich würde mir einen handfesteren Abschluss für das Album wünschen.

Nachdem ich mehrfach in III – Candles & Beginnings eingetaucht bin, finde ich nicht nachvollziehbar, warum das Album bei Nuclear Blast unter Metal-Neuerscheinungen und bei namhaften Metal-Magazinen unter Progressive gelistet wird. AURI hatten und haben nie etwas mit Metal gemein gehabt, von den Lyrics nicht und erst Recht nicht musikalisch. Nur weil Musiker aus der finnischen Symphonic Metal Band Nightwish, Troy Donockley, Kai Hahto und Tuomas Holopainen, dabei sind, ist AURI noch nicht Metal.

Obwohl vereinzelte Songs wie , „The Valley“, „I Hope Your World Is Kind“, „Pearldiving“ oder auf dem neuen Album „Blakey Ridge“ wirken, als ob sie zuvor für Nightwish gedacht waren. Doch haben AURI noch eine ausreichend eigenständige Dimension aufgemacht und sollten entsprechend für sich selbst stehen.

AURI bringen von Anfang an eine einzigartige, inspirierende Magie rüber, haben mittlerweile ihren Sound gefunden, ausgebaut, und im Mix Fingerspitzengefühl für den Einsatz der Effekte entwickelt. Es ist eine Musik, welche mit Sicherheit ihre Nische gefunden hat, und doch noch ein größeres Publikum sucht, über den Fame von Nightwish hinaus. Auch zünden noch nicht alle ihre Experimente und manche Musikliebhaber sind noch skeptisch. Entsprechend gemischt fallen die Rezensionen aus.

Ich bin jedenfalls glücklich, dass aus dem ursprünglich reinen Studioprojekt eine standfeste Band mit Wiedererkennungswert und mittlerweile drittem Album geworden ist. Schon bald stehen die ersten Konzerte von AURI in Europa an, auch dies hätte ich mir sogar noch nach dem zweiten Album, nicht träumen lassen. Die Setlist bildet ein Best Of aus der Diskographie von AURI ab, wobei allein schon an der Anzahl der Songs ersichtlich wird, dass auf dem dritten Langspieler wesentlich weniger griffige Hits zu finden sind. Ich meckere nicht, sondern finde die Zusammenstellung stimmungsvoll und repräsentativ für die Band.

Ich freue mich bereits auf das Konzert in München in der St. Matthäus Kirche am Freitag, den 26. September!

Tracklist: AURI III – Candles & Beginnings

1 The Invisible Gossamer Bridge

2 The Apparition Speaks

3 I Will Have Language

4 Oh, Lovely Oddities

5 Libraries Of Love

6 Blakey Ridge

7 Helios

8 Museum Of Childhood

9 Shieldmaiden

10 A Boy Travelling With His Mother

AURI sind aktuell auf Tour in Europa! Hier die kommenden Konzerte:

12.09. UK  Manchester, RNCM Theatre
13.09. UK  Edinburgh, Queen’s Hall
15.09. UK  London, Union Chapel
16.09. BE  Gent, Theaterzaal Vooruit
17.09. FR  Paris, La Cigale (+ Eye Of Melian)
18.09. NL  Utrecht, Tivoli Vredenburg (+ Eye Of Melian)
20.09. CH  Zürich, Volkshaus
21.09. DE  Stuttgart, Liederhalle
22.09. DE  Köln, Theater am Tanzbrunnen (+ Eye Of Melian)
23.09. DE  Essen, Lichtburg
25.09. DE  Mannheim, Capitol
26.09. DE  München, St. Matthäuskirche
27.09. AT  Wien, Simm City
29.09. HU  Budapest, MOM Kult
30.09. CZ  Prag, Hybernia
01.10. DE  Berlin, Passionskirche
02.10. DE  Leipzig, Kupfersaal
04.10. PL  Warschau, Palladium
06.10. DE  Hamburg, Laeiszhalle
07.10. DK  Kopenhagen, Amager Bio
08.10. SE  Stockholm, Nya Cirkus
09.10. NO  Oslo, Sentrum Scene
10.10. NO  Bergen, Grieghallen

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Unsere Review des zweiten Albums von AURI findet ihr hier.

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