Review: Nargathrond A Free Spirit

Review: Nargathrond A Free Spirit

Nargathrond ist der Songwriter der deutschen Experimental Black Metal Band Higurd und veröffentlichte gerade mit seinem Soloprojekt (im Gesang unterstützt von Czernobog) die neue EP A Free Spirit. Hier geht er musikalisch noch mehr an die Grenzen und lässt seiner Kreativität freien Lauf. SKULL NEWS hat sich A Free Spirit für euch mal angehört und hier sind unsere Gedanken dazu.

Trigger-Warnung: Thema Suizid

Nargathrond EP A Free Spirit

Tracklist: Nargathrond A Free Spirit (14. Juni 2020)

01 – Inner Demon feat. Czernobog

02 – What You Deserve feat. Czernobog

03 – Free Spirit feat. Czernobog

04 – It feat. Czernobog

05 – Suicide feat. Czernobog

06 – Fight feat. Czernobog

„Inner Demon“ zieht einen in seinen dunklen Bann durch die hypnotische Wiederholung des Worts „again“. Der erste Track der EP legt vor, wie der Rest klingen wird, herrlich doomig und düster. Nargathrond’s Sound ist geprägt von scheppernden Becken, rasenden Bassdrums, flirrenden Gitarrentremolos und heiser krächzender Stimme konfrontiert von hohlem Klargesang. Textmäßig setzt Nargathrond in „Inner Demon“ fort, was schon bei seiner anderen Band Higurd ein häufiges Thema ist: die inneren Dämonen, das Zerrissensein. Es ist ein immer wiederkehrender Alptraum, eine Vermischung von Realität und Fiktion, die uns an den Anime Perfect Blue (Satoshi Kon, 1997) erinnert. Das darauffolgende Lied „What You Deserve“ ist eine nachtschwarze Rachehymne über tiefe emotionale Wunden, die nicht heilen, bevor die Person, die sie dir zugefügt hat, auch leidet. Der Titeltrack, „Free Spirit“, beginnt mit rasenden Beats und Tromolos. Die Lyrics sind eine Kampfansage an eine Gesellschaft, an der man nicht teilhaben möchte. Die Sänger wehren sich gegen Manipulation und Gleichmacherei und verherrlichen den freien Willen. Wir fragen uns, ob es Absicht ist, wie die Titel der EP angeordnet sind? Zuerst geht es um die Befreiung von den eigenen seelischen Altlasten, dann um die Abrechnung mit alten Feinden, um dann frei zu sein. Auf jeden Fall ein nettes Detail. „It“ hat gehörig Power und lockt einen in die Finsternis. Ein dämonischer Schatten folgt dir auf Schritt und Tritt, so ganz kann man ihn wohl nicht abschütteln, wie in „Inner Demon“ begehrt! Leider ist der Song sehr kurz, dafür hat der nachfolgende Track „Suicide“ mit knapp neun Minuten fast schon im Progressive Metal Format Überlänge. „Suicide“ ist komplex komponiert, entwickelt sich musikalisch sehr spannend, für SKULL NEWS definitiv ein Highlight auf der EP. Dieser Song überrascht uns mehrfach, zum einen singen Nargathrond mittendrin plötzlich auf Deutsch. Die englischen und deutschen Parts drücken den Wunsch nach Auflösung des Selbst aus verschiedenen Perspektiven aus. Das Ich spricht mal aus dem inneren Blickwinkel über die Erleichterung darüber, seine Existenz zu beenden. Dann sieht er sich aus der äußeren Perspektive selbst an, stachelt sich an, den letzten Schritt zu gehen. Auf jeden Fall textlich intensiv und auch musikalisch setzen Nargathrond diesen schizophrenen Dialog poetisch um. So wechseln sich bleischwere Parts mit treibenden Rhythmen ab und zwischendurch erklingt eine melancholische Melodie auf dem Piano. Dieser gegensätzliche Sound wird im nachfolgenden Lied „Fight“ fortgesetzt. „Fight“ beginnt mit einer depressiven Klaviermelodie, langsamem Gesang, reduzierten Gitarren und Schlagzeug, welche mit den eigentlich sehr optimistischen Lyrics über Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung kontrastieren. Doch dann geht es auf einmal musikalisch in einen tosenden Sturm über, der einem die Botschaft des Songs um die Ohren haut.

Nargathrond, Musikvideo zu „Free Spirit“

Ganz klar stehen bei Nargathrond die Lyrics im Vordergrund, denn die Lieder weigern sich vehement gegen klare Songstrukturen mit vorhersehbarer Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Struktur. Es geht um den Ausdruck der Gefühle und Gedanken der zwei Musiker: Die Themen der Lieder sind Befreiung des Selbst, Gesellschaftskritik und der Kampf um Individualität. Kein Wunder also, dass Nargathrond einen authentischen, und doch eigenwilligen, Black Metal erschaffen, der experimentell, überraschend und kreativ ist. Soundmäßig ist A Free Spirit scheppernd, ungeschliffen, die Stimmen und Gitarren verhallen im donnernden Gewitter des Schlagzeugs, ohne dass sie an Kraft einbüßen. Im Gegenteil, Czernobog und Nargathrond variieren schön die verschiedenen Techniken und Ausdrucksmöglichkeiten zwischen Klarstimme, Growls, Screams und Sprechgesang. Auf Nargathrond muss sich einlassen können – A Free Spirit ist daher etwas für aufgeschlossene Leute, denen die Message und die Emotionen wichtig sind.

Die EP A Free Spirit gibt’s auf bandcamp.com

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