„Die Offenbarung der Johanna“ – Mathias Aicher legt seinen neuen Thriller vor

„Die Offenbarung der Johanna“ – Mathias Aicher legt seinen neuen Thriller vor
Foto: Manuela Likos

Buchrezensionen sind hier eher selten, aber wir sind immer für eine Überraschung gut. Laßt uns also über Bücher sprechen. Ein Buch, das unseren Schwerpunkt – Musik! – natürlich mehr als nur streift.

Mathias Aicher, Jahrgang 1965, veröffentlichte Anfang Oktober 2020 seinen zweiten Roman, einen Thriller namens „Die Offenbarung der Johanna“, bei Piper. Seine Premiere feierte der vielschichtige Künstler 2014 mit „Helltal“, das 2018 in einer Neubearbeitung bei Droemer-Knaur aufgelegt worden ist.

Der Trailer – die ersten Worte des Romans, gesprochen von der großartigen Jasmin Tabatabai

Der fesselnde, 388 Seiten starke, im handlichen Paperbackformat und natürlich auch als e-Book erhältliche Krimi ist im ungewöhnlichen Stil des Romans im Roman gestaltet.

Protagonistin ist die Bestsellerautorin Johanna Krämer, die in ihrem saarländischen Heimatort Woltersweiler eine Lesung ihres neuesten Romans veranstaltet. Sie war lange Zeit weg aus der Region und wurde im Vorfeld durch familiäre Umstände – den Tod ihres Vaters und das Ordnen der Angelegenheiten – wieder in ihre Heimat geführt. Im Nachgang präsentiert sie ihr neuestes Buch der Jules-Wunderlich-Reihe, in der die Heldin eine unkonventionelle Frankfurter Polizistin ist.

Selbstverständlich wird dies keine normale Lesung, wie wir sie alle kennen, in der Abschnitte aus dem Buch vorgetragen werden und hinterher vielleicht noch Buchsignieren ansteht.

Die Zuhörer, bestehend aus Personen aus Johannas Vergangenheit, hauptsächlich ehemalige Mitschüler:innen, Familienmitglieder, Freund:innen, die früheren Weggefährt:innen mitunter in hohen gesellschaftlichen Positionen, rechnen nur mit einem Wiedersehen und einer Buchpräsentation, jedoch nicht mit Johannas Plan, bei dieser Veranstaltung den wahren Mörder ihrer besten Freundin Nikki, die im Sommer 1988 ermordet wurde, zu überführen. Nach der Tat wurde ihr geistig behinderter Bruder Jakob verhaftet, die Spurenlage schien eindeutig – und Jakob verübte im Gefängnis Selbstmord. Lange, zu lange, lag der Deckmantel des Schweigens über den Geschehnissen des Sommers, in dem die Clique Metal, Party, Saufgelage und Zwischenmenschliches zelebriert hatte. Jung, wild, frei. Und die Erinnerungen verschütt gegangen.

Johanna recherchierte und verarbeitete ihre Erkenntnisse in ihrer Story. Und diese neuen Erkenntnisse werden der schockierten Zuhörerschaft im abgeschlossenen Kaisersaal in der Form präsentiert, indem das Buch komplett vorgelesen wird.

Schnell stellt sich heraus, daß Jules das alter ego Johannas ist und für sie auf den literarischen Rachefeldzug geht. Die Namen der einstigen Weggefährt:innen im Roman wurden erst gar nicht verändert oder verfremdet, so daß sich alle Anwesenden leicht identifizieren können und die Lage immer weiter eskaliert.

Foto: Manuela Likos

Im Verlauf der Geschichte tauchen wir tief in die späten 1980er Jahre ein. Wer damals selbst seine Jugend verlebt hatte und über einen ähnlichen Hintergrund hinsichtlich Dorfmief und Musikgeschmack verfügt, wird sich schmunzelnd selbst erkennen können.

Jedes Romankapitel wird von den Geschehnissen im Kaisersaal eingerahmt. Fließend der Wechsel zwischen der Ich-Erzählform Johannas zur indirekten Beobachtung Jules‘. Man fühlt mit den beiden verletzten, Gefühle nur zögerlich zulassenden Frauen (Johanna/Jules) mit, beide markieren gerne die toughe Einzelkämpferin, die nichts und niemanden braucht, aber innerlich dankbar dafür ist, wenn sie sich anlehnen kann, auch wenn sie das niemals zugeben würde.

Mit Fortschreiten der Handlung und der Auflösung in einem fulminanten Showdown ist nur eins sicher – nämlich, daß nichts ist, wie es scheint. Nicht der Köder, der geschickt ausgelegt wird und man eigentlich einen ganz anderen möglichen Mörder in Verdacht hat. Nicht das Ende. Als Leser:in verfügt man der Protagonistin gegenüber über keinerlei Wissensvorsprung.

Wenig überraschend, daß Mathias Aicher neben seiner Romanschriftstellerei Drehbücher für Fernsehformate wie SOKO entwickelt; seine Sprache ist knapp, direkt, schnörkellos, die Sätze kurz und die Inhalte angenehm schwafelfrei. Erneut verwebt er Autobiographisches mit seiner Erzählung.

„Die Offenbarung der Johanna“ ist sehr empfehlenswert für Leser:innen, die gerne miträtseln und Krimis/Thriller schätzen, die nicht in epischen Gewaltdarstellungen ertrinken. Ihr bekommt das Buch beim Händler eures Vertrauens für faire 16 € als Printausgabe. (ISBN 978-3-492-50374-7)

Foto: Manuela Likos

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Piper Verlag

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