Review: Killin’ Baudelaire Vertical Horizon

Review: Killin’ Baudelaire Vertical Horizon

Das Quartett hat lange auf ein neues Album warten lassen, nun ist es endlich soweit. Am 6. März kommt Vertical Horizon raus, das SKULL NEWS bereits für euch vorstellt.

Wir entschuldigen uns gleich dafür, das Label „Frauen“ verwendet zu haben, denn Killin’ Baudelaire sind vier super talentierte Musikerinnen, die es gar nicht nötig haben, die „wir sind so besonders, weil wir Frauen im Rock sind“-Karte spielen zu müssen. Trotzdem wollen wir auch nicht verheimlichen, dass wir auf die Band aufmerksam geworden sind dank der Instagram-Seite femmetal_ImI, ein Account, der Frauen in Rock und Metal promoted. Leider sind Damen in härteren Musikgattungen weiterhin unterrepräsentiert und dagegen setzt sich diese Instagram-Seite ein, indem dort verschiedene Bands und Musikerinnen vorgestellt werden. So kamen wir also auf Killin’ Baudelaire, eine Band, gegründet 2015 in Italien, deren musikalische Entwicklung wir schon eine Weile mit Spannung beobachten. Sie sind definitiv einer der heißesten Acts im Rock und Metal aktuell, denn sie sind toughe Personen mit gehörig viel Talent. Nach einigen Veränderungen in der Band sind heute Killin’ Baudelaire Martina ‘Cleo‘ Ungarelli mit unglaublich starkem Gesang, Martina ‘Nixe‘ Riva an Gitarre und Backing Vocals, Alice ‘Lane‘ Pandini am Bass und ebenfalls beteiligt an den Backing Vocals, sowie Elisa ‘Helly‘ Montin, die am Schlagzeug immer alles gibt. Am Anfang brauchten Killin’ Baudelaire noch Zeit, um ihren eigenen Sound zu finden, was, wie wir später zeigen werden, auf dem kommenden Album Vertical Horizon wunderbar aufgeht. Zuvor erregte vor einigen Jahren ihr Cover von Lana Del Reys Kassenschlager „Summertime Sadness“ internationale Aufmerksamkeit, nicht nur, weil es vier starke Frauen sind, die Rock spielen, sondern auch weil Killin’ Baudelaire eine ungewöhnliche Version, nämlich eine punkige Version, des eigentlich melancholischen Lieds abliefern.

Man hört hier schon die ersten Sounds eines eigenen Stils, den Killin’ Baudelaire über die Jahre mehr und mehr ausdifferenzieren, besonders in ihrer ersten eigenen Single „Wasted“, welche von internationalen führenden Rock- und Metalmagazinen sehr gelobt wurde. Die Stimme klingt rau und rockig in den Strophen, aber der Refrain ist eingängig und melodisch, während die Gitarre schöne harte, rhythmische Riffs entgegensetzt und das Schlagzeug ordentlich Bums liefert, ein Klangkonzept, das Killin’ Baudelaire im neuen Album Vertical Horizon noch mehr ausbauen.

Ihre erste EP namens It Tastes Like Sugar brachten die vier Damen 2016 bei Bagana raus, es folgen einige Touren, wo Killin’ Baudelaire auf den wichtigsten Bühnen Italiens und auf großen Festivals in ganz Europa spielten. Nun, einige Jahre später veröffentlichen sie endlich das zweite Studioalbum Vertical Horizon zum 6. März 2020 (ebenfalls bei Bagana). Vorher präsentierten sie schon die zwei ersten Singles „Don’t Give A F**k“ und „Lullaby“ mit schön produzierten Musikvideos. Diese zwei Lieder geben die musikalische Richtung des Albums an: heavy Gitarre und Bass, abwechslungreiche Rhythmen (Double Bass versus Ska – und Punk- Elemente, sowie Groove metal à la Jinjer und Infected Rain), starke Leadstimme von rockigem Gesang zu sanften Tönen in den Balladen, heftige Screams, eingängige Refrains plus virtuose Gitarrensoli.

Tracklist: Killin’ Baudelaire Vertical Horizon (6. März 2020, Bagana)

01- Lullaby
02 – (Ex)ecute
03 – Don’t Give a F**k
04 – Tearing All Your Words Down
05 – Building Ends

06 – The Mongrel
07 – Later / Hater
08 – Stay
09 – Still burning
10 – Leader = Deceiver
11 – Blind Fate
12 – Shoot
13 – Vertical Horizon

Lullaby“ beginnt sanft, wie ein Wiegenlied, doch der Schein trügt. Es geht schnell volle Kanne ab, die satten Gitarrenriffs und Cleos aggressive Screams gehen frontal in die Fresse. Helly ist am Schlagzeug allererste Sahne, mit Leichtigkeit wechselt sie zwischen den verschiedenen Rhythmen und Feelings. In der Mitte des Songs beruhigt sich nämlich das Ganze zu einer schönen Klaviermelodie, aber ihr täuscht euch, wenn ihr denkt, dass Killin’ Baudelaire jetzt zahmer würden.

Killin’ Baudelaire “Lullaby”

Der Titel des zweiten Lieds, „Ex-ecute“, ist ein schönes Wortspiel, denn knuffig ist keine der vier Musikerinnen. Sie sind tough und wollen abrocken, das ist nichts für Weicheier! In „Ex-ecute“ genießen wir das erste schöne melodiöse Gitarrensolo von Nixe, welches aber nicht so lang ist, dass es einem als Egotrip auf die Nerven gehen könnte. Der Übergang zum Schlussrefrain ist smooth, die Band tritt musikalisch als stimmige Einheit auf, trotz der hörbaren bunten Einflüsse. Wir wollen noch erwähnen, dass das Album Vertical Horizon sehr gut arrangiert und gemastert ist, es klingt voll und sehr ausgewogen. Der dritte Track ist als Single mit einem spaßigen Video rausgebracht worden, „Don’t Give A F**k“. Es beginnt tanzbar und fröhlich im Ska-Rhythmus und im Refrain machen die auffordernden Backing Vocals und die eingängige Melodie Lust, mitzusingen. Ein echter Hit!

Killin’ Baudelaire “Don’t Give A F**K”

Tearing All Walls Down“ startet mit einem schönen heavy Intro, mit härteren abgehackten Gitarrenriffs von Nixe und Helly’s groovendem Schlagzeug. Zusammen mit Cleos wirklich beeindruckenden Screams ist es ein Song zum Abrocken. Uns gefällt vor allem der kreative und abwechslungsreiche Sound. Killin’ Baudelaire werden echt nicht langweilig! Und so überraschen sie uns dann mit der ruhigen Ballade „Building Ends“ und wir kommen aus dem Staunen über Cleos ausdrucksstarke Stimme nicht raus. Sanft und gefühlvoll singt sie hier, was super schön mit der tiefen, satten Gitarre und Lane’s Basslinien kontrastiert. Alle vier beweisen in diesem Lied, dass sie auch mal vom Gaspedal runter gehen können, ohne dass es kitschig wird. Es ist eins unserer Favoriten auf Vertical Horizon. „Mongrel“ bedeutet „Mischling“ oder „Promenadenmischung“, selbstbewusst stehen Killin’ Baudelaire also im sechsten Song „The Mongrel“ zu ihrem eigenwilligen Sound. Es beginnt mit viel Punch, damit nach dem vorigen Lied nicht zu viel Schunkelstimmung einkehrt. Mit ihren schnellen, akzentuierten Riffs, starken Soli und dem soliden Support für den Gesang zeigt Nixe, warum sie zurecht als eine der talentiertesten aufstrebenden Gitarristinnen zählt. Auf Instagram zeigt sie oft, was sie drauf hat. Checkt mal ihr geniales Cover von Soilwork aus!

Later / Hater“ folgt mit einem spacigen Keyboardsound und wir fragen uns, wer diese und die Pianoparts live spielen wird. Wird es auf Tour ein fünftes Killin’ Baudelaire Mitglied geben? In Richtung Refrain nimmt das Lied punkig an Fahrt auf und klingt ein bisschen wie Avril Lavigne bloß viel härter. Dieser rockige Song wird live bestimmt zu Mosh Pits anstacheln und wir hoffen darauf, Killin’ Baudelaire bald mal live zu sehen! Im achten Track, „Stay“, geht es erst einmal mit sphärischen Synthesizer-Klängen los, die ordentlich Spannung aufbauen. Bis abrupt die gewohnt saftige Gitarre, treibende Ska-Rhythmen und frecher Gesang einsetzen. „Stay“ besticht durch einen hymnischen Refrain. In „Still Burning“ kombiniert das Quartett einfach frech old school Rock ‘n’ Roll mit Screams. Mit ihren Lyrics machen sie eine klare Ansage: „I don’t wanna play a game, shut your mouth“ – toughe Mädels mit Lust auf Abrechnung. Verbrennt euch nicht die Finger! „Leader = Deceiver“ ist eins unserer Lieblingslieder auf dem Album, weil es echt Groove hat. Reggae-Vibes gehen zusammen mit Metal und Punk, ein Stilelement, so wie es auch Jinjer ab und an machen. Klingt schräg, fügt sich aber perfekt in den bunten Sound des Albums ein. Am folgenden „Blind Fate“ gefällt uns am besten Nixes Gitarrensolo, es ist Weltklasse! Cleo gelingt es, uns in „Shoot“

mit ihrem Gesang erneut zu überraschen, denn das Lied ist ziemlich hoch gesungen. Sie hat wirklich eine wandelbare Stimme! Killin’ Baudelaire spielen in diesem Song wieder mit dem Motiv, dass sie ziemlich böse Mädels sind. Es beginnt recht nett und poppig, nur um dann im Chorus frech „Motherfucker“ zu grölen! Tja, das Spiel ist wohl aus, so wie es in „Lullaby“ schon angekündigt wird! Der Titeltrack des Albums kommt zum Schluss, „Vertical Horizon“. Er klingt so, wie es die Band selbst über sich sagt, sphärisch bis hart, variantenreich und doch unverkennbar. Getragen wird dieses letzte Sahnestück von starken Vocals und Helly und Lane die ordentlich Druck machen.

Alles in allem ist Vertical Horizon von Killin’ Baudelaire ein sehr schönes Album und das Warten hat sich definitiv gelohnt! Es hat alles, was ein gutes modernes Rockalbum braucht und der Stilmix geht super auf. Trotz der sehr unterschiedlichen Einflüsse klingt Vertical Horizon rund und ausgewogen. Killin’ Baudelaire können sich durchaus mit bekannteren Bands mit Sängerinnen, wie Jinjer oder Infected Rain, messen, aber sie zeigen auch den Männern in den Rock-Genres gehörig wo’s langgeht. Wir können also in Zukunft Großes von den Italienerinnen erwarten! Vertical Horizon macht Lust auf mehr.

Bisher wurde von Killin’ Baudelaire leider erst ein Gig angekündigt, nämlich die Release-Party am 14. März im Legend Club Milano. Wir hoffen, dass es bald auch Konzerte in Deutschland geben wird. SKULL NEWS hält euch auf dem Laufenden!

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