Review: Mornir Dämmerstund

Review: Mornir Dämmerstund

Pagan Metal aus Oberbayern mit ordentlich Temperament präsentieren uns Mornir auf ihrem ersten Langspieler Dämmerstund. SKULL NEWS hat für euch schon einmal reingehört.

Mornir (Foto by Chira Tane)

Die Pagan Metal Band Mornir aus dem Münchener Raum ist vielleicht eine der vielversprechendsten Gruppen in diesem Subgenre. Die Kritiker loben durchweg die Virtuosität der Geige (Clemens Detsch) über heftigen Gitarrenriffs und rasanten Beats, was große Lust auf Abtanzen macht. Mornir haben sich um 2011 herum gegründet und bestehen aktuell aus Axel Dietschmann (kraftvoller Gesang, Gitarre), Heinrich Czeranski (Bass, Gesang), Clemens Detsch (Geige, Gitarren) und Maximilian Stauß (Gitarren). Für Dämmerstund wurden sie von Etienne Jérôme am Schlagzeug unterstützt. Seit ihrer Gründung waren Mornir vor allem live aktiv. Sie standen unter Anderem beim Dark Troll Festival auf der Bühne, sowie beim Skaldenfest und mehrfach beim Free&Easy Festival in München. Diese Liveerfahrung hört man Mornir auch auf ihren Aufnahmen an, denn die Jungs beherrschen ihre Instrumente wirklich großartig und wissen, die Stimmung anzuheizen. An Produktionen gab es bisher von Mornir eine EP namens Entfesselt (2015), sodass die Fans sicher schon ungeduldig auf das für den 10. April 2020 angekündigte erste Fulllength-Album Dämmerstund warten. Mornir waren immer schon in ihrer Musik genretypisch stark von der Natur inspiriert, so auch das neue Album Dämmerstund. Sie schreiben wunderbare Lieder über finstere Nächte, gruselige Dämmerungen, Ungeheuer, über Winter und Eiseshauch. Mornirs sehr poetischen Liedtexte sollte man sich also unbedingt einmal anschauen. Sie erwecken gleich Bilder vor dem inneren Auge, deshalb hoffen wir, dass die Gruppe in Zukunft Budgets für Musikvideos haben wird, wo sie das audio-visuell umsetzen können. Klanglich erinnern Mornir stark an frühere Alben von Equilibrium, man hört auch Einflüsse von einschlägigen Bands wie Eluveitie, Finntroll, Wintersun oder Ensiferum – was die junge Band Mornir als großes Kompliment sehen sollte! Wie das alles klingt, stellen SKULL NEWS euch hier kurz vor.

Mornir Album Dämmerstund, cooles Artwork von Adrian Liedtke (Captured Photography)

Tracklist: Mornir Dämmerstund (10. April 2020)

01 – Sternlose Nacht (Intro)

02 – Flammenschwinge

03 – Altvordere Macht

04 – Hexer

05 – Lebenshauch (feat. Theresa Mehringer)

06 – Tundra

07 – Schwarze Wölfin

08 – Bote des Weltenfalls

09 – Aus den Nebeln (Interlude)

10 – Ein Licht (feat. Theresa Mehringer)

11 – Herr in Wind und Tälern

12 – Dämmerstund

13 – Lösch All die Fackeln (Outro)

Dämmerstund beginnt mit einem schönen überwiegend instrumentalen Intro und endet mit einem stimmungsvollen Outro, ganz so wie es die „großen“ Bands vormachen. Es ist ein gut rhythmisiertes Album, denn es gibt immer wieder etwas gechilltere Songs zwischendrin, so auch ein instrumentales Interlude. Das ist auch nötig, denn Mornir treiben den Puls der Zuhörer*innen ganz schön in die Höhe! Alle Lieder des Albums sind sehr eingängig und man will mitsingen und abrocken. Zwischen den ganzen Metalbrettern stechen aber die beiden Lieder heraus, für die Mornir die Sängerin Theresa Mehringer (Munarheim) mit ihrer wunderschönen Stimme als Gastvocalist gewinnen konnten. „Lebenshauch“ ist eine ruhige, trotzdem kraftvolle Hymne getragen von einem spannenden Gegensatz von akustischen Gitarrenpickings und zarter Frauenstimme gegen die sägenden E-Gitarre und kräftigen Schlagzeugattacken. Die Jungs begleiten Theresa mit ihren Backing Vocals, das klingt stark! Im Refrain dann stehen dann der Klargesang von Theresa Mehringer versus den rauhen Growl von Axel Dietschmann, was ganz schön Spannung erzeugt. Gefolgt von einem abwechslungsreichen instrumentalen Teil, wo virtuos über die Hauptmelodie des Lieds variiert wird. Ganz klar, die Musiker*innen haben es drauf! „Lebenshauch“ sticht wirklich auf dem Album heraus, weil es ein abwechslungsreiches und komplexes, dennoch sehr einprägsames Lied ist. Dann geben Mornir wieder ordentlich Power, das macht Lust auf Abfeiern, Tanzen, Mosh Pit! Mornir sind definitiv eine Band, die man live sehen muss! Dämmerstund ist durchweg mitreißend und es wird keine Sekunde langweilig. Die Newcomer klingen (vor allem im Lied „Hexer“) wie Equilibrium früher und könnten also deren Platz einnehmen.

Mornir „Hexer“

Auch hört man Anleihen an Finntroll, bloß dass sie auf Deutsch singen. Man könnte eventuell sagen, dass Mornir ein bisschen mehr noch ihren ganz eigenen Stiefel finden müssten. Man hört stark ihre Einflüsse raus und würde sich wünschen, dass sie noch etwas mehr experimentieren, um etwas ganz Eigenständiges zu entwickeln. Aber das ist eine kleine Kritik auf hohem Niveau, denn rein handwerklich beherrschen Mornir ihre Instrumente absolut gekonnt. Auch sind die Songs allesamt sehr gut komponiert und arrangiert und die Texte erwecken eine ganz eigene Atmosphäre. Die Lieder an sich sind super stimmig und gut durchdacht, da passen Intros, Strophen, Refrains, Soli einfach perfekt ineinander, und zwar bei jedem einzelnen Track. SKULL NEWS erfreut sich besonders daran, dass zwischen sehr eingängigen, folkigen Parts immer wieder fingerfertige Soli kommen. So variieren Mornir gerne mehrstimmig und virtuos über die Leadmelodien. Auch ist der Schlagzeuger Etienne Jérôme unglaublich fit und wechselt im Sekundenbruchteil zwischen den anspruchsvollen Rhythmen. Präsent sind klar die folklorischen Elemente, die von einem modernen fetten Metalsound getragen werden. Leider hört man die Bässe nicht so gut raus aufgrund des Masterings, das ein bisschen trocken und mittig geraten ist. Das ist schade, denn Basser Heinrich Czeranski hat es ziemlich drauf, da fliegen die Finger übers Griffbrett! Aus der Vielfalt an guten Songs heben sich einige besonders hervor, so wie „Altvordere Macht“ (Lied 3). Es geht ganz schön rasant ab und hat eine Melodie zum Mitsingen. Hier zeigen die Jungs auch ihre virtuose Beherrschung der Gitarren (Axel Dietschmann und Maximilian Stauß). Wir mögen ebenfalls sehr Lied Nummer vier, die erste Single des Albums, „Hexer“, wegen seines schnellen Fiddle-Spiels, das hämmernde Schlagzeug und die schwirrenden Gitarren kreieren eine mitreißende und spannungsvolle Dynamik. „Tundra“ sticht durch sein geniales, modernes E-Gitarren-Solo hervor. Mornir brechen immer wieder aus dem sehr folklorischen Sound aus, mit Blastbeats und abgedrehten Soli. Sie verbinden gekonnt traditionellere Melodien mit ordentlicher Härte, bleiben dabei stets zugänglich. So hat Track 8, „Bote des Weltenfalls“, einen schönen hymnischen Refrain, der an Dramatik sehr stark an Wintersun erinnert, weiter so! SKULL NEWS möchte aber auch noch einmal betonen, wie bedeutend für den Mornir-Sound die Geigenmelodien gespielt von Clemens Detsch sind. Mal fröhlich und anstachelnd, manchmal klagend, schön! Im Lied 10, „Ein Licht“, ist wieder die gefühlvolle Stimme von Theresa Mehringer zu hören, sie ergänzt wirklich wunderbar den Sound der Band. „Herr in Wind Und Tälern“ fällt uns auf, denn es hat eines der dramatischsten Intros, bevor es partymäßig abgeht.

Mornir „Herr in Wind und Tälern“

Der Titeltrack „Dämmerstund“ beginnt kratzig, doch dann rocken Mornir wieder heftig ab. Sie haben eine Art und Weise zu spielen, dass es einem in den Beinen juckt – stillstehen unmöglich! Insgesamt hört man, dass diese junge Band sehr viel Liebe und Freude in ihr erstes großes Album gesteckt hat und sie können sich durchaus mit bekannten Bands wie Eluveitie messen. SKULL NEWS hatte jedenfalls eine Menge Spaß beim Anhören von Dämmerstund und hofft auf baldige Live-Auftritte von Mornir. Sobald wir Daten wissen, geben wir euch natürlich Bescheid.

Das Album Dämmerstund gibt es unkompliziert z.B. auf Bandcamp. Seid so lieb und lasst der Band ein paar Euros! Ohne Möglichkeit zur Zeit live zu spielen, wäre es klasse, wenn ihr die Newcomer mit dem legalen Erwerb von Merch und Musik unterstützt.

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