MOTOCULTOR – ROYAL RAGE/RING OF GYGES/STRALE/DIRTY SHIRT/ORPHANED LAND @Effenaar Eindhoven 28.11.2024

MOTOCULTOR – ROYAL RAGE/RING OF GYGES/STRALE/DIRTY SHIRT/ORPHANED LAND @Effenaar Eindhoven 28.11.2024

Fünf lange Jahre ist es her, daß ORPHANED LAND durch Europa gezogen waren. Seit 2019 ist viel geschehen; die alles lahm legende Pandemie haben wir soweit offiziell durch, mit den Kriegen im Osten Europas und dem Nahen Osten haben wir leider noch nicht abgeschlossen. Dennoch muß das Leben weitergehen, und nach mehreren Verschiebungen und Absagen rollte der Orientexpress dann doch noch durch Europa. Die Stimmung im Vorfeld war gespannt – wie würden die Flaggschiffe des Oriental Metal aufgenommen werden? Die angeheizte Atmosphäre hatte auch vor der Musik nicht halt gemacht, ausgerechnet ORPHANED LAND, die sich seit Gründung vor nunmehr 34 Jahren für Frieden und Völkerverständigung in der Region einsetzen, werden auf ihren Social Media-Plattformen von der Trollarmee und Bildungsfernen seit dem schwarzen Samstag, dem 7, Oktober 2023, gedisst und beschimpft, daß es jedem klardenkenden Menschen nur grausen kann.

Ohne neues Material im Gepäck, dafür umso mehr Idealismus, ging es im September endlich wieder auf außerisraelischen Bühnen los. Wir haben bereits aus München und Weinheim für euch berichtet. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde im November der zweite Teil des MOTOCULTOR-Programms mit ausgewechselter Besetzung fortgesetzt. Wir waren beim Start in Eindhoven für euch dabei!

Nach den schockierenden Ereignissen in Amsterdam kurze Zeit vorher gab es natürlich Sicherheitsbedenken. Eindhoven hat allerdings eine völlig andere Dynamik, ist eher verschlafen und kam beim Stadtbummel eher, naja, unpolitisch vor. Jedoch sollte hier kein Risiko eingegangen werden – die Mitglieder von ORPHANED LAND waren, im Gegensatz zu den anderen Bands, nur auf der Bühne während des Auftritts und nicht im Foyer des Effenaar oder gar außerhalb anzutreffen. Das Sicherheitskonzept der Halle ist auch vorbildlich zu nennen, und so konnte der Abend ohne Vorkommnisse über die Bühne gehen.

Ein Tourkonzept wie bei MOTOCULTOR ist eigentlich eine feine Sache. Hier wurden fünf Bands unterschiedlicher Stilrichtungen zusammengewürfelt, und wer sich darauf einläßt und nicht nur zu vorgerückter Stunde für den Headliner antanzt, kann so manche neue Perle für sich entdecken.

Die undankbare Rolle des Türöffners hatten die Thrash Metaller ROYAL RAGE aus Brasilien. Im Publikum waren fast pandemische Mindestabstände möglich, und so wurde die angekündigte Wall of Death kurzerhand zur Wall of Love umgewidmet. 😉

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RING OF GYGES aus Island präsentierten sehr melodiösen Progressive Metal und hatten das Publikum mit ihren eingängigen, zugänglichen Songs schnell auf ihrer Seite.

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Ebenfalls sehr eingängig und tanzbar präsentierten sich STRALE aus Finnland auf ihrer ersten Tour überhaupt. Überschattet wurde die Freude darüber vom Tod der Mutter des Sängers Daniel Jakobsson, die kurz vor Beginn der Tour starb. Ihr zu Ehren widmete Daniel ihr allabendlich einen Song. Ihr Alternative Metal macht jedenfalls Laune auf mehr, im Frühjahr soll das nächste Album erscheinen.

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DIRTY SHIRT aus Rumänien waren bereits 2018 mit ORPHANED LAND in Europa unterwegs. Wir hatten das Vergnügen beim MAXIMUM ROCK FESTIVAL 2021 in Bukarest und konnten hier wieder Zeuge werden, wie man mit Folkcore Metal die Hütte abreißt. Im Publikum geschätzte zwei Dutzend Rumänen, die das Gastspiel zum Heimspiel machten. Schade, daß sie so selten in Deutschland unterwegs sind.

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Und dann war es Zeit für ORPHANED LAND. Der etatmäßige Gitarrist, Idan David Ansalem, war als frisch gebackener Vater auf diesem Teil der Tour nicht dabei und wurde mehr als würdig von Auria Sapir, der ansonsten mit MATRICIDE unterwegs ist und sich das Set in Rekordgeschwindigkeit draufgeschafft hat, vertreten. Kobi Farhi mutete im knöchellangen Büßerhemd wie eine Fusion aus Demis Roussos und Jesus von Nazareth an und wußte sein Publikum vom ersten Moment an in den Bann zu ziehen. Raunen, als fast ein Dutzend größtenteils sehr ferne Länder genannt wurden, als er nach der Herkunft der Fans fragte. Könnt ihr euch vorstellen, für ein Konzert den Kontinent zu wechseln? Wir hatten Freunde aus Guatemala und Mexiko vor Ort. Nah knapp 70 Minuten war die Show bereits vorbei – etwas mehr wäre sicher noch drin gewesen. Ein Winken – Abgang. Saallicht.

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Alles in allem waren alle Bands sehr spielfreudig und gut drauf. Mega, so für sich selbst neue Bands zu entdecken und mit anderen ein Wiedersehen zu feiern – der Pluspunkt gegenüber überteuerten Stadionevents, die Musiker noch persönlich am Merch auf einen Schnack oder einen Schluck zu treffen.

Was generell negativ aufstößt – einmal die Tendenz, die Bühnen durchgängig in Tiefseeblau zu illuminieren. Für die Berichterstattung sehr nervig, da man nur noch schwer vernünftige Fotos produzieren kann. Schlachthausrot wird ebenso gerne genommen und sorgt für noch schwächere Kontraste. Wir wollen euch natürlich mehr bieten als nur Silhouetten und ausgewaschene Mienen in den Galerien und hoffen, daß sich dieser Trend bald wieder verabschiedet. Desweiteren die Volksgruppe, die zum einen in aller Öffentlichkeit komplett schmerzbefreit ins Handy quakt und zum anderen Konzerte dazu nutzt, die Künstler auf der Bühne als dezente Hintergrundbesäuselung zu angeregten Gesprächen zu nutzen, die ungeachtet laufender Stücke und genervter Blicke und Bemerkungen der Umstehenden in Freibadlautstärke stattfinden, gerne auch begleitet von Gegacker und Gekichere aus der Vorhölle von Junggesellinnenabschieden. Das war hier leider auch wieder der Fall. Wäre schön, wenn sich solche Egomanen mit dem Bühnen-Tiefseeblau irgendwo im Nirwana verlieren würden.

Zurück zur MOTOCULTOR-Tour – sie führte mitunter durch England, Frankreich, Deutschland, Portugal und Spanien, und erzielte oft „volle Hütte“. Ziemlich in die Hose ging die peinliche Aktion des BDS (wir erinnern uns, die Boykott- und Antisemitismusbewegung, der mitunter Roger Waters und Patti Smith huldigen), für den Termin in Barcelona, wo sie einen Boykott des Konzerts und letzten Endes eine Absage erreichen wollten, da gerne mit erhöhtem Speichelfluß auf alles, was auch nur im Entferntesten mit Israel zu tun hat, reagiert wird, und aus Zeitersparnisgründen auch erst gar nichts erst zu hinterfragen ist. Bis auf ein Häuflein unverdrossener Fähnchenschwenker vor der Halle gab es insofern keine weiteren Vorkommnisse.

Wir von SKULL NEWS möchten insbesondere Tal Nisan für seine Unterstützung danken.

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Hey! Ich bin hier zuständig für Bild und Text, sprich schicke Konzertfotos und auch Artikel und Rezensionen. Musikalisch bin ich breit aufgestellt, mag Blues und Metal, aber auch Prog und Indie und vieles mehr. Derzeitiger Focus liegt auf der Szene Israels. Kontakt: Bumblebee@skullnews.de

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