Review: AMORPHIS – Live At Helsinki Ice Hall
Wenn uns Corona eine Sache gebracht hat, dann sind es qualitativ hochwertige Live-Konzertstreams und perfekt gemischte und produzierte Livealben und Videos! Das Livealbum Live At Helsinki Ice Hall, das die finnische Melodic Death Metal Giganten Amorphis heute veröffentlichen, ist da keine Ausnahme. Schon beim Intro des ersten Songs „The Bee“ hören wir sowohl die Stimmung im Saal, das Klatschen, das Johlen und Singen, es knistert die Luft, und die Musik kommt dermaßen dreidimensional, kristallklar und mit fetten Bässen rüber, als ob man selber gerade an jenem 7. Dezember 2019 in der legendären Konzerthalle in Finnlands Hauptstadt direkt vor der Bühne stehen würde. Die Lautstärken sind perfekt abgemischt, sodass man auch die Gesangsstimme von Tomi Joutsen in ihren tiefen Bärengrolls und hohem Klargesang prägnant hört, ohne dass die Instrumente im Hintergrund zum Soundbrei werden. So geht das! Als Amorphis im Winter 2019 in der Ice Hall die Menge zum Toben brachte, war der Band, die letztes Jahr 30 Jahre Bestand feierte und in all den Jahren konstant auf Tour war, noch nicht klar, dass bald schon eine ungewollt lange Konzertpause eintreten würde. Obwohl Finnland bisher vergleichsweise gut durch die Pandemie durchkam, ist bisher noch nicht klar, wann Amorphis wieder live spielen können. Einige Daten gibt es schon, siehe unten, aber diese sind alles andere als sicher. In ungewisser Erwartung neuer Konzerte freuen wir uns zwischenzeitlich über das hervorragende Livealbum Live At Helsinki Ice Hall, was euch SKULL NEWS hier kurz vorstellt:
Tracklist: Amorphis Live At Helsinki Ice Hall (21. Mai 2021, Nuclear Blast)
01 – The Bee
02 – Heart Of The Giant
03 – Bad Blood
04 – The Four Wise Ones
05 – Into Hiding
06 – Sampo
07 – Wrong Direction
08 – Daughter Of Hate
09 – Against Widows
10 – My Kantele
11 – The Golden Elk
12 – Pyres On The Coast
13 – Silver Bride
14 – Black Winter Day
15 – House Of Sleep
Die Setlist besteht überwiegend aus den besten Songs vom aktuellen Album Queen Of Time (2018). „The Bee“ heizt seit Release des Albums die Fans vor Beginn der Show mit einem spannungsvollen, langgezogenen Intro ein. Spätestens beim ersten Refrain bebt die Halle vom tausendfachen Gesang der Masse. Die Jungs aus Helsinki taten gut daran, ihr neuestes Livealbum bei ihrem Heimspiel aufzunehmen. Jedes Mal wieder Wahnsinn, wenn Amorphis vor „ihren Leuten“ spielen, da kommt eine familiäre Stimmung auf und der Support der Fans ist greifbar – und die „R“ werden in Tomis Gesang gefühlt noch rollender. Ich habe Amorphis 2019 beim legendären Tuska Open Air Festival gesehen und fühle mich beim Hören von Live At Ice Hall zu diesem magischen Moment zurückerinnert. Aber auch ältere absolute Lieblingsstücke der Fans sind mit dabei: Als Sänger Tomi Joutsen den melancholischen doch massiven Hit „Bad Blood“ vom 2015er Album Under Red Cloud ansagt – auf Finnisch, klar – gibt es kein Halten mehr. Bis auf einen kleinen Ausrutscher im ersten Refrain, in dem Tomi etwas schwächelt, überzeugt er über die ganze Länge des beeindruckenden Sets durchweg. Tomi Joutsen ist einer der wandelbarsten Vocalisten im Metal und hat ein unglaubliches Organ.
Gänsehaut bekommen wir, wenn das Publikum Santeri Kallio frenetisch bei seinen virtuosen Keyboard-Soli in „The Heart Of The Giant“ und „The Four Wise Ones“ anfeuert. Schlagzeuger Jan Rechberger gibt gehörig Vollgas in den Intros und Refrains von „The Four Wise Ones“, wechselt aber blitzschnell in die ruhigeren Parts – man muss ihn live vor sich sehen, um es zu glauben. Live At Ice Hall ist so gut aufgenommen und gemastert, die Musiker perfekt aufeinander eingespielt, dass man kaum glauben kann, dass es eine Konzertaufnahme und keine Studioproduktion ist. Insgesamt ist die Setlist schön abwechslungsreich, nach einigen Krachern und mitreißenden Hits wie „Wrong Direction“ kommen mal immer wieder ruhigere Songs, die die folklorische und nostalgische Seite der Band vermitteln, so das ikonisch gewordene „My Kantele“. Überzeugend sind auch die Neuauflagen einiger der ältesten Songs von Amorphis, wie „Into Hiding“ und „Black Winter Day“, schön, eine hochwertige Aufnahme mit Tomi Joutsen am Mikro zu haben – wobei die Fans damals zum Teil große Mühe hatten, ihn als neue Stimme von Amorphis zu akzeptieren. Zum Glück konnte Amorphis die Line Up Wechsel der Vergangenheit gut überstehen und in der heutigen Zusammensetzung ist diese Band unschlagbar gut. Seit einiger Zeit unterstützt Basser Olli-Pekka Laine den Gesang mit Growls, was dem Sound der Band mehr Intensität verleiht, so in „Into Hiding“. Ein persönliches Highlight ist jedes Mal wieder „The Golden Elk“, wegen des grandiosen Gitarrensolos von Esa Holopainen und der gelungenen Mischung aus finnischem Melodic Death Metal und orientalischen Musikelementen – ein Mix, der seit dem Elegy Album immer wieder die Musik von Amorphis prägt. Den Abschluss eines fulminanten Konzertabends macht das Herzschmerzlied „House Of Sleep“, bei welchem das Publikum auch nach 14 Songs immer noch inbrünstig mitsingt.
Kiitos paljon für eine Achterbahn der Gefühle und einen Querschnitt der Crème de la Crème von einer der besten Gruppen des Genres. Amorphis neues Live Album Live At Helsinki Ice Hall gehört nicht nur bei Amorphis Fans ins Regal. SKULL NEWS empfiehlt dieses Best Of auch allen, die die Band und das Genre kennenlernen wollen. Live At Helsinki Ice Hall ist ein wahrer Hörgenuss und Amorphis auf dem Höhepunkt ihres Könnens – oder geht da noch mehr? Wenn es wieder Neues von Amorphis gibt, erfahrt ihr es sofort auf SKULL NEWS!
Bisher bestätigte Konzertdaten findet ihr hier.
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