Nenn uns wie du willst! – Interview mit Benno von NIGHT LASER
Heavy Metal und Punk sind nicht tot! Sie kommen mit aller Macht zurück und erobern erneut die Herzen und die Radioplaylists. Beliebte Serien und Filme schwimmen auf der Retrowelle und dem 80er-90er-Trend. Klamotten- und Musiklabels greifen die Ästhetik und den Sound der Vergangenheit auf und hauchen ihnen einen freshen Spirit ein. Und junge Bands wie NIGHT LASER sind mitten dabei. Erst eine Dekade am Start aber bereits bühnenerfahren, technisch und stimmlich virtuos und mit einer frechen, extrovertierten – sprich ultraspaßigen – Performance rocken die fünf Jungspunde ordentlich das Haus! SKULL NEWS durfte mit Benno von NIGHT LASER in Augsburg vor ihrem Konzert sprechen, bevor sie dem schwäbisch-bairischen Publikum nicht nur mit ihrem charismatischen Sänger sondern auch mit ihrer erfrischend punkigen Art einheizten. Was für eine Party!
Jasmin: Hey, Benno, du hast schon deine Bühnenschminke drauf – bist du bereit?
Benno: Die Frisur sitzt, Make Up auch. Den Soundcheck hast du ja gehört. Jetzt kann es losgehen!
Jasmin: Auf jeden Fall! Du trägst ein T-Shirt von einem Metal-Festival, das ich noch nicht kenne.
Benno: Ja, vom Metal Bash! Das ist ein neues kleines Festival vor den Toren Hamburgs. Dort haben wir 2019 mit NIGHT LASER gespielt. Unsere Band stammt eigentlich aus Braunschweig, aber seit einiger Zeit sind wir in Hamburg und deswegen laufe ich gerne mit dem T-Shirt herum, auch um Werbung für das Festival zu machen.
Jasmin: Das ist auf jeden Fall super, die kleinen Festivals zu unterstützen und zu zeigen, dass es auch Alternativen zu den Großen wie Wacken oder Rockharz gibt.
Benno: Die haben damals auch erst ganz klein angefangen! Rockharz geht mittlerweile megamäßig ab und wer weiß, vielleicht hat das Metal Bash in Zukunft auch einen großen Erfolg und wird das neue Wacken.
Jasmin: Seid ihr mit NIGHT LASER eigentlich bei der ganzen Tour von FREEDOM CALL mit dabei?
Benno: Nein, leider nur, aber dafür sind wir sehr dankbar, für den ersten Teil der Tour. Im September spielen FREEDOM CALL jedoch noch in Hamburg und da dürfen wir wieder Support spielen. Ich habe letztens mal vorsichtig gefragt, was sie denken, ob wir für sie eröffnen dürfen, wenn sie in Hamburg sind und sie haben ja gesagt!
Jasmin: Super, das wird für euch ein Heimspiel!
Benno: Da haben wir mega Bock drauf!
Jasmin: Wie reagieren bisher die FREEDOM CALL Fans auf euch, ihr macht immerhin ein bisschen eine andere Musik als sie?
Benno: Sie reagieren richtig klasse. Ich sage das jeden Abend, dass die Jungs von FREEDOM CALL ein tolles Publikum haben. Ihre Fans sind herzlich und haben gute Laune und genau das wollen wir auch. Wir wollen einfach Spaß haben und das scheint anzukommen, denn das Feedback ist super. Es klappt sicher auch die Kombination, weil wir ähnliche Musik machen, aber nicht zu sehr dasselbe. FREEDOM CALL sind einfach in ihrem Stil einzigartig und wir haben auch Powermetal-Elemente in unseren Songs, sind dann doch als Gruppe jünger. Wir spielen erst seit zehn Jahren, was in der Metal-Welt eine kurze Zeit ist, wenn man sich die Silberrücken im Metal anschaut, die die Fahne seit 30 Jahren hochhalten. Wir sind noch am Ausprobieren, obwohl ich denke, dass wir schon unseren eigenen Sound gefunden haben. Wir sind jedenfalls froh, dass wir unseren Stil nicht beschreiben müssen und behalten uns diese Freiheit bei. Das sollen dann die entsprechenden Zuständigen entscheiden. Es macht dann doch jeder Redakteur seine Schubladen auf und manche beschreiben uns als Hard Rock, Glam Metal, oder als Sleaze Metal, mit Powermetal-Nuancen, wir selbst betiteln unseren Stil einfach nicht. Das war im Übrigen auch unser Aufhänger für unser neues Album, das gerade rausgekommen ist, mit dem Titel Call Me What You Want! Mach dir selber ein Bild und nenne es wie du willst! Wir machen seit zehn Jahren unsere Musik, ohne sie auf ein Label hin zu schreiben.
Jasmin: Euer Bandname weckt jedenfalls gewisse Erwartungen.
Benno: NIGHT LASER – absichtlich im Geist der 80er Jahre. Wir haben bereits einige Jahre vorher zusammen gespielt, bevor wir schließlich unsere Band gegründet haben. Wir wollten also von Anfang an Musik machen, die von den frühen Bands der 80er Jahre inspiriert ist. Dass sich parallel zu unserer Band dieser 80er-Trend entwickelt hat, dass STEELPANTHER und andere in Deutschland groß geworden sind, das ist für uns natürlich ein Segen. GUNS & ROSES, MÖTLEY CRÜE, usw. werden wieder viel mehr gespielt und das kommt uns sehr entgegen.
Jasmin: Eure Songs sind schon stilistisch und thematisch recht verschieden, wie kommt ihr denn auf eure Ideen?
Benno: Das ist ganz unterschiedlich. Für mich persönlich geht es oft darum, eine gute Geschichte zu erzählen. Das mag ich auch bei anderen Bands gerne, wenn ihre Songs schöne Storys haben. NIGHT LASER spielt zwar mit den Klischees der Bands der 80er, aber wir wollen uns in den Lyrics nicht an typischen Themen wie Party, Saufen oder so abarbeiten. Wir schreiben unsere Songs also eher über Storys, die uns gefallen haben, wenn ich zum Beispiel ein spannendes Buch gelesen habe, oder wir referieren Computerspiele, andere Songs und Bands. Dann haben wir den Anspruch, in unseren Liedern die Bezüge so zu umschreiben, dass man den Leuten diese nicht direkt ins Gesicht drückt. Wir wollen, dass sie entdecken können, was wir eigentlich sagen wollen.
Wir sprechen gerne auch über Themen, die uns persönlich berühren, wie soziale Ungerechtigkeit, Intoleranz, Kapitalismuskritik. Deshalb sind einige unserer Songs im Punk verwurzelt. Wir performen ohne Playbacks und eher roh und punkig und das bringt unsere Messages rüber.
Jasmin: Eure Songs sind alle auf Englisch, habt ihr mal überlegt auf Deutsch zu singen?
Benno: Auf dem aktuellen Album Call Me What You Want haben wir tatsächlich einen deutschen Bonustrack. Aber das ist eine Ausnahme! Für mich ist einfach Englisch vom Klang her natürlicher für Heavy Metal. Es gibt tolle Bands, die auf Deutsch auch funktionieren, wie J.B.O. und KNORKATOR. Die sind einfach lustig! Aber für mich wäre es seltsam, auf Deutsch zu singen. Zwar höre ich richtig gerne X JAPAN und die machen ihre Songs auf Japanisch, aber das ist auch deren eigene Sprache. Heavy Metal ist einfach Englisch. Das war die Musik, die ich von klein auf gehört habe.
Jasmin: Wer waren denn deine Einflüsse?
Benno: Eine riesenlange Liste! Angefangen habe ich mit drei CDs von meinem ältesten Bruder, der auch bei uns in der Band spielt, die ich viel gehört habe: MANOWAR, BLIND GUARDIAN und HAMMERFALL. Das war meine Einstiegsdroge, diese Alben haben wir richtig viel angehört. Bald kam für mich Powermetal dazu, FREEDOM CALL habe ich tatsächlich damals schon gemocht. Und chronologisch bin ich immer mehr in die Vergangenheit, die Ursprünge vom Metal gegangen, BLACK SABBATH, STRYPER, MÖTLEY CRÜE, die ganzen Bands aus den Achtzigern. Da bin ich hängen geblieben, es ist einfach richtig geile Musik.
Jasmin: Was war für dich der ausschlaggebende Moment, was hat dich angetrieben, selbst in einer Metalband zu singen?
Benno: Dass es Metal sein soll, das war von Anfang an für uns alle klar. Fun Fact, ich war früher ganz gerne der Klassenclown. Ich habe es immer genossen, Leute zu unterhalten, deswegen fühle ich mich auf der Bühne sehr wohl. Mir macht es Spaß, auf der Bühne zu singen und als Frontman zu performen. Dass ich mit dem Singen anfange, da hat mich ein Freund bei den Pfadfindern damals drauf gebracht. Am Lagerfeuer sitzen und singen, wie man das bei den Pfadfindern halt macht, da hat mein Freund erkannt, dass ich gut singen kann und hat mich dazu motiviert. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar! Ich habe dann recht bald angefangen und mache das bis heute immer noch, Gesangsunterricht zu nehmen und viel zu üben. Und es macht mir bis heute tierisch Spaß!
Jasmin: Sehr ernsthaft! Deshalb auch der Tee?
Benno: Ja, vor der Show nur Tee, danach vielleicht ein Feierabendbier. Wir sind zwar eine spaßige Band, aber wir sind auf der Bühne immer nüchtern. Ich finde, das sind wir unserem Publikum auch schuldig, dass wir eine gute Show machen und nicht total dicht herumtorkeln. Und dann ist mir persönlich noch wichtig, dass ihr hört, dass wir live spielen. Es soll authentisch rüberkommen! Wir wollen nur die Instrumente, die ihr auf der Bühne seht!
Jasmin: Ich bin gespannt, wie heute Abend das Augsburger Publikum reagiert. Wie lief es denn bisher auf der Tour?
Benno: Wir waren im Zuge dieser aktuellen Tour schon in München, Memmingen und früher schon einmal auf dem Summerbreeze, und die letzten Konzerte haben mir gezeigt, wie super geil die Leute hier im Süden abfeiern! Unser Hamburger Publikum ist toll, aber ihr hier im Süden seid echt nochmal von einem anderen Schlag. Gerade waren wir in Memmingen und haben irgendwo in einem Gewerbegebiet gespielt, du denkst, da geht nichts. Plötzlich kommen die Autos von allen Seiten, die Metalheads springen in den Club und gehen ab wie noch einmal was! Total geil! Ich freue mich schon auf heute Abend, wie die Augsburger abgehen. Ich bin jedenfalls sehr neidisch auf euren coolen Club hier. Das Spectrum ist mal echt genial und urig.
Jasmin: Gibt es sonst noch was, was du den Augsburgern und den SKULL NEWS Leser:innen sagen willst?
Benno: Auf jeden Fall. Mir ist es sehr wichtig euch zu sagen, dass für uns jedes verkaufte Album, jeder Download, jedes gekaufte T-Shirt eine Menge wert ist. So bringt ihr uns als Band voran. Vielen Dank!
Vielen Dank an Benno und NIGHT LASER für das Gespräch und eure Autogramme auf unserem SKULL NEWS T-Shirt!
Wer jetzt neugierig ist und NIGHT LASER live sehen will, hier sind die kommenden Konzerttermine:
13.07.2024 OrwoHaus Festival Berlin
23.08.2024 Stadtfest Henningsdorf
14.12.2024 Laser Night KuFa Haus Braunschweig
Setlist NIGHT LASER am 30. Mai 2024 im Spectrum Club, Augsburg
01 – Laserhead
02 – Bittersweet Dreams
03 – Street King
04 – Trouble
05 – Bread and Circus
06 – Chaos Crew
07 – Way tot he Thrill
08 – Don’t Call Me Hero
09 – Laser Train
Merchandise, Musik und Infos über NIGHT LASER findet ihr unter den einschlägigen Webseiten:
Programm des kultigen Rock- und Metalclubs Spectrum Club Ausgburg
Alle Konzert-Fotos in diesem Artikel by Jasmin Hammon. Für Verbreitung und Nutzung der Fotos bitte bei SKULL NEWS anfragen. Hier geht’s zur kompletten Galerie!
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