Review: I Miss My Death Mysto
I Miss My Death (IMMD) sind eine weitere aufstrebende Band aus der Ukraine und machen sich bereit, die Welt des Metal zu erobern. SKULL NEWS stellt euch hier ihr drittes Studioalbum Mysto kurz vor.
Ihr Debüt hatten I Miss My Death 2010 mit At Her Funeral. Darauf folgte bald ein erstes Langspiel-Album mit dem Titel In Memories (2014). Dann machten I Miss My Death aufnahmenmäßig erst einmal eine längere Pause, bis am 9. April 2020 das neue Werk Mysto präsentiert wurde. Zuvor haben I Miss My Death jedoch fleißig einige erfolgreiche Singles und Musikvideos herausgebracht (Links unten) und einiges an Live-Auftritten absolviert. I Miss My Death sind also auf dem Sprung vom Geheimtipp zur internationalen Aufmerksamkeit! Auf dem ersten Blick fällt zuerst das wunderschöne Artwork des Albums auf. In schwarz-weiß sieht man Naturmotive und mystische Figuren – was wohl auch das Konzept von Mysto ist. Musikalisch kann man I Miss My Death als eine Kombination aus Symphonic Metal und Melodic Death Metal beschreiben. Die Ukrainer dürften daher für Fans von Nightwish mit Tarja Turunen, oder andere einschlägige Bands wie Within Temptation, Epica oder Lacuna Coil interessant sein. Der Sound von I Miss My Death wird vor allem vom krassen Gegensatz der Lead-Vocalists getragen: die klassisch ausgebildete Mezzo-Sopran-Stimme von Helen Krivovyaz gegen böse männliche Growls von Serge Krivovyaz. Ein genretypischer Kontrast im Thema von „Beauty and the Beast“, doch unterscheiden sich I Miss My Death durch einige innovative Details. So notieren wir als überaus positiv, dass I Miss My Death nicht dem internationalen Druck zu englischen Lyrics nachgeben. Das Album Mysto ist nämlich komplett auf Ukrainisch gesungen! Für Leute, die die Sprache nicht verstehen, es ist nicht so wichtig – es wäre zwar besser, wenn Übersetzungen zugänglich wären. Aber man kann sich auch einfach mal in fremde Klänge fallen lassen, oder nicht? Außerdem finden wir, dass in der Muttersprache zu singen meistens authentischer klingt und uns gefällt die dem Ukrainischen eigene Sprachmelodie ausgesprochen gut. Hiermit bieten I Miss My Death ihren westeuropäischen Zuhörer*innen mal andere Hörerfahrungen und stechen so aus der Masse heraus.
Man kann sich aber auch mal die Mühe machen und die Lyrics durch ein Übersetzungsprogramm jagen, um zu entdecken, worum es eigentlich geht. Außerdem stehen die englischen Lyrics unter den offiziellen YouTube-Videos, checkt sie mal aus! Denn so erfährt man, was hinter dem Albumtitel Mysto steckt. Thematisch geht es in dem Album um Legenden aus der Geschichte der Stadt Kiew. Jedes Lied handelt von einem Mythos der Stadt, vom Mittelalter bis heute. I Miss My Death wollen so die internationalen Zuhörer*innen auf die kulturelle Vielfalt Osteuropas, im Besonderen der Ukraine aufmerksam machen. Um dass dieses Vorhaben gelingt, wäre tatsächlich eine zugängliche offizielle Übersetzung toll. Vielleicht kommt das ja noch! Aber wie gesagt, es ist erfrischend, etwas anderes als englischsprachigen Einheitsbrei zu hören. Wir finden, I Miss My Death haben Potential, nicht zuletzt, weil sie starke Lead-Stimmen haben. Auch die Musiker sind präzise und erzeugen einen modernen Symphonic Metal Sound, der außerdem auf Mysto sehr gut abgemischt wurde. Das Album hört sich auf guten Kopfhörern oder einer qualitativ hochwertigen Anlage sehr tief und stimmig an. Die heavy Parts kommen dank Basser Artem Kravchenko und die Gitarristen Mykhailo Bogaichuk und Serge Krivovyaz mit ordentlich Druck, so gehen I Miss My Death den allgemeinen Trend mit, den Symphonic Metal ein bisschen heavier zu gestalten, siehe auch das aktuelle Album von Delain. Hervorheben wollen wir auch die gelungene Integration der Streichinstrumente, Band und Orchesterparts ergänzen sich hervorragend. Dabei sticht vor allem die „erste Geige“ gespielt von Maria Marchenko heraus, die auf ihrem Instrument immer wieder schöne zweite Melodien hinter den Gesang legt. SKULL NEWS gefallen auch die Intros der Lieder, denn sie stimmen stets gut auf die Lieder ein und steigern gehörig die Spannung. Serge Novachenko begeistert durch seine versierte abwechslungsreiche Rhythmisierung im Schlagzeugspiel. Als kleinen Kritikpunkt würden wir anmerken, dass wir denken, es könnte ein bisschen mehr Abwechslung in der Struktur der Lieder geben. I Miss My Death bauen etwas zu sehr auf den Kontrast von Operngesang und Growls. Diese sind wie zwei Sphären, die sich nicht berühren, sondern etwas aneinander vorbei driften. Es wäre schön, wenn Helen Krivovyaz auch ab und zu in Rockgesang singt, oder auch Serge in Klarstimme, damit über ihre Vocals die Brücke geschlagen wird. Für ein Symphonic Metal Album fehlen uns auch auf Mysto prägnantere, epischere Gitarrensoli. Eingelöst wird unsere Hoffnung in der Mitte des Albums durch eine schöne Ballade, Track Nummer 6. Für den männlichen Klargesang haben sich I Miss My Death Ihor Marchenko ins Boot geholt und seine warme Stimme passt wunderbar zu Helen Krivovyaz‘ Kristallstimme. Das Lied „Дім невтішної вдови“ beginnt sanft und melancholisch, doch dann setzt der harsche Gesang von Serge ein und es entsteht ein tolles stimmliches Dreiergespann! Mehr davon! Auch gibt es im Anschluss ein kleines aber feines Gitarrensolo. Es ist klar ein Lieblingstrack! Ein weiteres Highlight ist das darauffolgende Lied „Чортів тягар“ (Track 7), denn es ist sehr komplex komponiert. Sie integrieren einige mittelalterliche Instrumente wie die Maultrommel, dadurch klingt durch, was I Miss My Death sich mit dem Album Mysto vornehmen: Es klingt in der Tat wie ein geheimnisvoller Streifzug durch die Geschichte! Im letzten Lied, „Маргарита“, hat Nikita Grom (Keyboard) ein stimmungsvolles Intro und darf die Leadmelodie mit dem Klavier untersützen. Die Band nutzt also insgesamt gut die Talente ihrer Mitglieder aus. I Miss My Death‘s neues Album Mysto bringt also einige neue Impulse ins Genre Symphonic Metal ein und wir können in Zukunft erwarten, dass die Ukrainer auch bald in Westeuropa in der Szene Fuß fassen werden. Denn, wenn man sich live Videos der Band ansieht, staunt man über ihre Präsenz. Es fällt auf, wie mühelos die beiden Leadvocalists performen, den glasklaren, klassischen Gesang singt Helen Krivovyaz hervorragend live und Serge Krivovyaz gibt ordentlich metallische Härte mit seinen Growls. Die beiden haben auf der Bühne eine echt tolle Dynamik!
Die Musiker erscheinen ebenfalls routiniert und spielen präzise und leidenschaftlich. Auf jeden Fall sieht man, I Miss My Death sind eine Band mit viel Live-Erfahrung! Hoffentlich sehen wir sie bald mal auch in Deutschland auf der Bühne. Wenn es soweit ist, bekommt ihr von SKULL NEWS alle Infos dazu.
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