Review: Beyond The Black Hørizøns

Review: Beyond The Black Hørizøns
Beyond The Black (Foto Chris Heidrich)

In nur sechs Jahren hat sich die deutsche Metalband Beyond The Black an die Spitze gespielt: Bereits 2016, nur zwei Jahre nach Gründung der Band, rockten sie die Bühne auf dem legendären Festival Wacken, wo sie auch in den folgenden Jahren jedes Mal mit dabei waren. Beyond The Black konnten ihre Alben auch in den Charts schnell auf höhere Plätze bringen , so stieg ihr Debütalbum Songs of Love and Death 2015 auf Platz 12 ein, die folgenden Langspieler blieben über Wochen sogar in den Top 5 der deutschen Albencharts (Lost in Forever, 2016, auf Platz 4, Heart Of The Hurricane, 2018 auf Platz 5). Dass die süddeutsche Band mit ihrem modernen, frischen Metal, der spielerisch zwischen Symphonic und Powermetal mit teils folklorischen und dann wieder futuristischen Synthesizer-Sounds liebäugelt, so durchstartet, liegt auch an der energiegeladenen Performance der Band. Besonders sticht bei Beyond The Black die ungewöhnliche Stimme der Frontfrau Jennifer Haben heraus. Ihre warmen, tiefen, powergeladenen Vocals sind unverwechselbar und ihre Bühnenpräsenz reißt jeden zu standesgemäßem Headbangen mit! Bei diesem erfolgreichen Start in die Welt des Metal waren die Erwartungen an das fünfte Studioalbum Hørizøns von Beyond The Black natürlich entsprechend hoch! Und tatsächlich, schon kurz nach dem Release am 19. Juni (bei Napalm Records) stieg das neue Album sofort auf den dritten Platz der deutschen Albencharts. SKULL NEWS hat sich das neue Werk von Beyond The Black genüsslich reingezogen und wir teilen hier mit euch unsere Eindrücke von Hørizøns.

Beyond The Black Horizons

Tracklist: Beyond The Black Hørizøns (19. Juni 2020, Napalm Records)

01 – Horizons

02 – Misery

03 – Wounded Healer feat. Elize Ryd

04 – Some Kind Of Monster

05 – Human

06 – Golden Pariah’s

07 – Marching On

08 – You’re Not Alone

09 – Out Of The Ashes

10 – Paralyzed

11 – Coming Home

12 – I Won’t Surrender

13 – Welcome To My Wasteland

Das Album startet gleich fulminant mit dem Titeltrack „Hørizøns“ durch. Die Uptempo-Nummer hat alles, was ein guter Ohrwurm braucht: starke Lyrics, einen einprägsamen Refrain und energiegeladene Riffs, sowie ein virtuoses Gitarrensolo. So klingt moderner Metal! Darauf folgt „Misery“, welches mit einem ungewöhnlichen Kontrast aus fröhlicher Melodieführung und schwungvollen (fast schon wie Clubmusik klingende) Beats versus heavy Gitarrenriffs überrascht. Vom Songtext her ist „Misery“ eine Aufforderung, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist. Das ist in der Tat auch eine Eigenschaft, die Beyond The Black aus der Masse an Bands herausstechen lässt, dass sie kompromisslos die Musik machen, für die sie brennen, und damit Genregrenzen und Erwartungen sprengen. Nur so kann sich das Genre weiterentwickeln! Mit diesem Lied gehen Beyond The Black definitiv weit weg vom eingefahrenen Spektrum des Symphonic Metal.

Beyond The Black Musikvideo zu „Misery“

 „Wounded Healer“ geht vom Tempo runter und schlägt melancholischere Töne an. Für diesen Track haben Beyond The Black die grandiose Sängerin der schwedischen Modern Metal Band Amaranthe, Elize Ryd, gewinnen können. Ihre klare, liebliche, dennoch präsente Stimme kontrastiert sehr gut mit den Powervocals von Jennifer Haben. Eine klasse Kombination! An den Gitarren setzen Chris Hermsdörfer und Tobi Lodes mit ihren Harmonien und Interaktionen die Melodien in einem mitreißenden Solo fort. „Some Kind Of Monster“ ist das Lied, das einem nach dem ersten Anhören des Albums am meisten im Gedächtnis bleiben wird. Der Refrain stachelt zum Mitsingen an und hat eine schöne positive Message, dass man zu seiner individuellen Einzigartigkeit stehen soll, auch wenn andere einen wie einen Freak anstarren. Außerdem gefällt uns auch der Gegensatz zwischen in den Höhen schwirrenden Gitarrenriffs in der Strophe versus die tiefen Vocals der Sängerin. Beyond The Black nutzen wahrlich ihre Möglichkeiten gut aus, um einen vielschichtigen Sound zu spielen. Abwechslungsreich geht es dann auch mit „Human“ weiter, welches mit einem getragenen Intro auf der Akustikgitarre beginnt. Doch zum Chorus hin wird es wieder heavier. Beyond The Black beweisen mit diesem Song wieder einmal ihre musikalische Vielfalt und Offenheit. „Human“ ist auf jeden Fall einer der stärksten Songs auf dem Alben, auch wenn er einer der ruhigeren ist, bleibt er energiegeladen bis zum Schluss. In diesem Track kommen auch wieder mehr symphonische Arrangements und ein Chor zum Einsatz, was Fans des klassischeren Symphonic Metal freuen wird. In den Lyrics behandelt die Band die Frage danach, was Menschsein ausmacht, ein Thema, mit dem sich in letzter Zeit einige namhafte Bands, darunter natürlich Nightwish und Delain, in ihren aktuellen Alben (HVMAN :II: NATVRE, bzw. Apocalypse & Chill, wir berichteten) auseinandersetzen. Es scheint ein Trend unserer Zeit zu sein und Beyond The Black sind vorne mit dabei.

Beyond The Black Musikvideo zu „Human“

 „Golden Pariahs“ bricht nach diesem eher nachdenklichen Song kraftvoll über uns herein. Beyond The Black kombinieren in diesem Track groovige Rhythmen, tonnenschwere Riffs auf Bass (Stefan Herkenhoff) und Gitarren, mit spannungsvollen Keyboardmelodien. Ein weiterer Ohrwurm des Albums und eine ansteckende Hymne! Insgesamt wird Hørizøns im Verlauf der Songs immer heavier, so ist das folgende „Marching On“ auch wieder deutlich härter von der Gangart her. SKULL NEWS mag an diesem Lied die Harmonien zwischen männlichem und weiblichem Gesang, das kommt powervoll rüber! In der Mitte geben die beiden Gitarristen wieder mit einem fingerfertigen Solo ihr Bestes. In „You’re Not Alone“ erzeugen die symphonischen Violinen, der Chor und die modernen Keyboardarrangements einen spannungsvollen Kontrast, was wieder einmal die Bandbreite der Gruppe aufzeigt. Besonders steht erneut die ausdrucksstarke Stimme von Jennifer Haben im Vordergrund. Sie hat sich wohl verdient ihren Platz inmitten all der Opern-/Klassik- und Vibrato-Sängerinnen erkämpft, gerade weil sie im Genre des Symphonic Metal ganz andere Stimmfarben einbringt.

Starke Stimme: Frontfrau Jennifer Haben (Foto: Chris Heidrich)

Nach all der Power wird es mit „Out Of The Ashes“ Zeit für eine Ballade. Dieser Ruhepol inmitten des bisher temperamentvollen Albums tut den Zuhörer*innen gut und erlaubt Jennifer auch einmal gefühlvoll singen zu können. Zur getragenen, dramatischen Melodie geht trotzdem Drummer Kai Tschierschky auf den Bassdrums ab – Beyond The Black’s Sound lebt schließlich von spannenden Gegensätzen! „Paralyzed“ ist ein Beispiel, denn die Erwartungshaltung durch den Titel wird durch diese flotte Nummer gebrochen. Es ist nicht unbedingt einer unserer Lieblingssongs, da er für uns etwas zu sehr nach Popmusik klingt und nicht so richtig weiß, wo er vom Songaufbau her hingehen will. Auch „Coming Home“ ist etwas eigenwillig, mit einem Hard Rock-artigen sägenden Gitarrenintro, welches nicht so ganz zu den ausschweifenden Synthesizern und dem dramatischen Gesang, den zwischendrin an Dudelsack erinnernden Begleitmelodien, passt. Dennoch zeigen Beyond The Black mit diesem Lied ihre Freude an musikalischen Experimenten und wir finden, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn sich eine Band nicht zu sehr auf einen klar umrissenen Sound festlegt. Lieber mal was Neues wagen, als immer die gleichen Schemata runterreißen! Immerhin hat diese Eigenwilligkeit die Band zum heutigen großen Erfolg gebracht! Der vorletzte Song „I Won’t Surrender“ ist für uns eine der schönsten Metalballaden dieses Jahres, gleichauf mit Delain’s „Ghost House Heart“.„I Won’t Surrender“ geht sowohl von den emotionalen Lyrics, Jennifer Habens gefühlvollem Gesang her, als auch durch die wunderschönen Klavier- und Geigenparts unter die Haut. Hoffentlich können bald wieder Konzerte stattfinden – diese Ballade wird sicher für Gänsehautmomente sorgen! Das Album schließt dann mit einem letzten Powersong namens „Welcome To My Wasteland“ ab. Beyond The Black gehen hier eher in Richtung Powermetal, was wir echt gut finden. Eine letzte Hymne zum lautstark mitsingen!

Als Fazit kann SKULL NEWS feststellen, dass Beyond The Black wieder einmal schaffen, sich neu zu erfinden. Ihr aktuelles Album Hørizøns hat einen so eigenständigen Sound, dass es die Grenzen des Symphonic Metal deutlich ausweitet. Sie verbinden gekonnt eher poppige, eingängige Elemente mit harten Metalriffs und einer versierten Ausnahmestimme. Wer keine elektronischen Beats und Klänge im Symphonic Metal mag, wird mit diesem Album vielleicht nicht warm. SKULL NEWS war auch zunächst von der Vielfalt an Klängen auf Hørizøns überrascht und wir finden, dass genau diese Freude am Neuen die Band aus der Masse herausstechen lässt. Beyond The Black machen ihr eigenes Ding und sind damit extrem erfolgreich. Manche Songs der Platte sind etwas unklar von der Motivation her, doch der titelgebende Track „Horizons“, Powerhymnen wie „Welcome To My Wasteland“, „Some Kind Of Monster“, „Human“, „Golden Pariahs“ und natürlich die geniale Kooperation mit Elize Ryd in „Wounded Healer“ prägen sich schon beim ersten Hören ein. Die beiden ruhigeren Songs, besonders die Ballade „I Won’t Surrender“, sind für SKULL NEWS absolute Highlights auf Hørizøns. Wer also offen für Symphonic Metal mit ungewöhnlichen Einflüssen ist, für den ist Hørizøns von Beyond The Black genau die richtige Überraschungstüte!

Klar, zurzeit können wir noch nichts sagen, ob es mit Konzerten im Herbst klappen wird. Dennoch haben Beyond The Black bereits Tourdaten zusammen mit Amaranthe für November und Dezember angekündigt. SKULL NEWS hält euch auf dem Laufenden, wenn es Neues von Beyond The Black gibt!

15.11.20  BE – Antwerp  Trix
20.11.20  FR – Paris / Elysée Montmartre
21.11.20  FR – Bordeaux / Rock School Barbey
22.11.20  ES – Barcelona / Razzmatazz II
23.11.20  ES – Madrid / Mon Live
25.11.20  FR – Lyon / Ninkasi Kao
01.12.20 IT – Milan / Live Club
02.12.20 CH – Lausanne / Metropole
04.12.20 HU – Budapest / Barba Negra
05.12.20 CZ – Zlín / MOR Café
07.12.20 AT – Vienna / Arena
08.12.20 PL – Warsaw / Progresja
13.12.20 NL – Utrecht / Trivoli Ronda
15.12.20 DK – Copenhagen / Amager Bio
16.12.20 NO – Oslo / Sentrum Scene
17.12.20 SE – Gothenburg / Pustervik
18.12.20 SE – Stockholm / Klubben Fryshuset

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