Review: Kamelot I Am The Empire – Live From The 013

Review: Kamelot I Am The Empire – Live From The 013

Die US-amerikanische Melodic-Power/Symphonic Metal Band Kamelot ist mittlerweile eine feste Instanz im Genre geworden und besonders für ihre großartigen Live-Performances berühmt. Für viele ihrer Konzerte laden Kamelot gerne Kolleg*innen ein, was bei den Fans besonders gut ankommt. Ihren ausverkauften, abendfüllenden Auftritt vom 14. September 2018 in Tilburg im legendären Konzertsaal 013 (wo auch z.B. schon Delain live gefilmt haben) bringen Kamelot endlich zum 14. August in Form eines Live-Albums und eines Live-Videos bei Napalm Records heraus. Über 100 Minuten ist die ambitionierte, 21 Tracks lange Setlist lang und namhafte Künstler*innen wie Alissa White Gluz (Arch Enemy), Charlotte Wessels (Delain), Elize Ryd (Amaranthe), Lauren Hart (Once Human), der Ausnahmegitarrist Sascha Paeth, sowie das Streichenemble Eklipse und ein Kinderchor haben das Konzert bereichert. Herausgekommen ist dabei eines der besten Live-Alben im Bereich Melodic-Power/Symphonic Metal. SKULL NEWS konnte schon in I Am The Empire reinhören und stellt es euch heute vor.

Diese stimmgewaltigen Ladies (von links nach rechts) sind auf der Konzertaufnahme von Kamelot dabei: Elize Ryd, Alissa White Gluz, Charlotte Wessels, Lauren Hart ((C) Tim Tronckoe)

Tracklist: Kamelot I Am The Empire – Live From The 013 (14. August 2020, Napalm Records)

01 – Transcendence (Intro)

02 – Phantom Divine (Shadow Empire) feat. Lauren Hart

03 – Rule The World

04 – Insomnia

05 – The Great Pandemonium

06 – When The Lights are Down

07 – My Confession feat. Eklipse

08 – Veil of Elysium

09 – Under Grey Skies feat. Charlotte Wessels (live premiere)

10 – Ravenlight feat. Sascha Paeth

11 – End of Innocence

12 – March of Mephisto feat. Alissa White Gluz

13 – Amnesiac

14 – Manus Dei

15 – Sacrimony (Angel of Afterlife) feat. Alissa White Gluz & Elize Ryd

16 – Drum and Keys Solo

17 – Here’s to the Fall

18 – Forever

19 – Burns to Embrace (with Childrens’ Choir including Thomas Youngblood’s son)

20 – Liar Liar feat. Alissa White Gluz

21. Ministrium (Shadow Key)

Kamelot beginnen ihr größenwahnsinnig anmutendes Konzert gleich mit einem ihrer stärksten Duette, nämlich mit dem energiegeladenen „Phantom Divine“ mit Lauren Hart von Once Human. Lauren Hart mit ihren kräftigen Cleanvocals und aggressiven Growls gehört heute zu den tonangebenden Damen im Metal und ergänzt mit ihrer stilistischen Vielfalt die epische Stimme Tommy Kareviks – die beiden nehmen das Publikum im Sturm ein. Gegen Ende dieses explosiven Auftaktes hört man bereits die Menge laut mitsingen und jubeln und darin liegt auch der ganz besondere Reiz dieser Liveaufnahme, denn die Soundtechniker*innen und das Mastering haben Band sowie Publikum hervorragend abgemischt. Man hat das Gefühl mitten dabei zu sein! Perfekte Klangqualität und eine Band, die auf der Bühne noch besser klingt, als auf Studioaufnahmen.

„Rule The World“ nimmt die Energie des Vorgängers sofort wieder auf. Nach dem typischen orientalisch anmutenden Intro rocken Kamelot ordentlich ab. In diesem Song vereinen Kamelot alles, was die Fans des Genres lieben: starke Gitarrenriffs und großartige Soli, anspruchsvolle Arrangements aus symphonischen Instrumenten und Chorgesang, hymnische Melodien, kraftvolle Bass- und Schlagzeugsektion, die gerne überraschende Rhythmuswechsel vorgibt. Bei „Insomnia“ gibt es kein Halten mehr, die Fans stimmen zu lauten „Hey, hey“ Rufen an, um die Band anzufeuern. Kamelot gehören zu den wenigen Bands, die ihr Publikum gleich von Anfang von den Sitzen reißen, was sicher auch an der abwechslungsreichen Setlist liegt. Ein besonderes Schmankerl in der Mitte des Songs ist das grandiose Gitarrensolo von Thomas Youngblood.

Kamelot live ((C) Tim Tronckoe)

Bevor „The Great Pandemonium“ losgeht, richtet Sänger Tommy Karevik eine kleine Ansprache an die Menge, in der er jedem einzelnen dankt, für das Konzert angereist zu sein. Es ist diese sympathische Nahbarkeit, die die Fans an der Band zu schätzen wissen, neben ihrer erstklassigen Musik natürlich. So fühlen sich auch die Zuhörer*innen und Zuschauer*innen angesprochen, die nun das Vergnügen haben, die Liveaufnahmen genießen zu können. Gänsehaut kommt auf, als Thomas Youngblood dann zu einem brillanten, langen Solo ansetzt. „When The Lights are Down“ zieht noch einmal mit dem Tempo an, kein Wunder, dass Kamelot oft auch der Kategorie Powermetal zugeschrieben wird. Hier müssen wir einmal die rasanten Skills von Schlagzeuger Alex Landenburg hervorheben, der in „When The Lights are Down“ spürbar die Geschwindigkeit erhöht. Nach dieser atemlosen Nummer brauchen wir erst einmal etwas Ruhiges, da passt „My Confession“ perfekt, welches zunächst melancholisch und getragen beginnt. Für dieses Lied holen sich Kamelot das Streichquartett von Eklipse auf die Bühne – ein echter Hörgenuss, Heavy Metal kombiniert mit symphonischen Elementen. Vor „Veil of Elysium“ spricht Tommy Karevik erneut mit dem Publikum und stachelt es dazu an, so laut wie möglich zu brüllen, dem die Leute auch gerne nachkommen. Ein lustiger, spontaner Moment bringt uns zum Lachen, als in die Stille zwischen den Rufen jemand lautstark „Slayer!“ grölt. Die Band nimmt’s mit Humor. In der Live Version von „Veil of Elysium“ gefällt uns die powervolle Präsenz der Bassdrums, die in den Strophen durchpulsieren, sowie der energiegeladene Refrain. Danach sagt Tommy eine Premiere an und an der Reaktion der Menge merkt man, dass das folgende Lied tatsächlich noch nie zuvor live gespielt wurde. Erst als die Leadmelodie einsetzt und Delain-Sängerin Charlotte Wessels die Bühne betritt, erkennen die Fans „Under Grey Skies“ und brechen in Jubel aus. Erneut wird eine große Stärke der Band offenbar, dass egal mit welchen Musiker-Kolleg*innen Kamelot zusammenarbeiten und performen, es passt stets perfekt zusammen. Kamelot wissen, ihre Gäste musikalisch zu integrieren, die Guestvocals wirken nie willkürlich hinzugefügt, sondern erweitern den Kamelot Sound und die Gäste bringen ihren eigenen Stil mit ein. So auch in „Under Grey Skies“, welches eine ergreifende, romantische Ballade ist. Tommy Karevik und Charlotte Wessels sind beide mit ausdrucksstarken, emotionalen Stimmen gesegnet und haben eine wunderbare Synergie auf der Bühne. Danach geht es mit „Ravenlight feat. Sascha Paeth“ weiter, was leider länger keinen besonderen Eindruck hinterlässt, bis auf das etwas zu kurze, dennoch virtuose Gitarrensolo von Sascha Paeth, welches wirklich den Song aufwertet. „End of Innocence“ ist eine rare Perle, wie Tommy erklärt, spielt Kamelot dieses Lied eher selten in Europa. Warum eigentlich? Es ist ein dramatischer Track mit interessanten kompositorischen Entwicklungen. Auch kommen hier die Talente von Gitarrist Thomas Youngblood und Keyboarder Oliver Palotai toll zur Geltung. Die Begeisterung der Fans sollte der Band ein Zeichen sein, „End of Innocence“ in Zukunft wieder öfter auf die Setlist zu setzen! Bei „March of Mephisto“ solltet ihr euch nicht vom engelsgleichen Chorgesang am Anfang in die Irre führen lassen. Denn bald schon wird ein wahrer Schlachtenmarsch angestimmt, hier kommen Kamelot auf einmal sehr mächtig rüber. Die Intensität steigt weiter, als die stimmgewaltige Arch Enemy-Sängerin Alissa White Gluz dazukommt. Wie ihre Kollegin Lauren Hart ist Alissa White Gluz dafür bekannt, sowohl variantenreichen Klargesang sowie harte, tiefe Growls zu beherrschen – und diese Techniken binnen Sekunden zu wechseln. Zusammen mit Tommy Kareviks verführerischen Vocals und den harschen Gitarrenriffs, dem dröhnenden Schlagzeug und theatralischen Synthesizerarrangements ist „March of Mephisto“ eines der großartigsten Stücke auf der Liveaufnahme. Bei „Amnesiac“ fordert der Frontmann das Publikum dazu auf, mitzusingen, dem kommen die Fans gerne nach. SKULL NEWS mag hier besonders die Dynamik und Interaktion der Band mit der Menge. „Manus Dei“ ist ein gesprochenes Interlude, das zum Opus „Sacrimony (Angel of Afterlife)“ überleitet. Für dieses Meisterstück holen sich Kamelot sowohl Alissa White Gluz als auch Elize Ryd (Amaranthe) dazu. In den Strophen dominiert zunächst Tommy’s glasklare Stimme – kontrastiert von tiefenlastigen Bass- und Gitarrenriffs (Sean Tibbetts und Thomas Youngblood). Elize und Alissa haben schon öfter mit Kamelot gemeinsame Sache gemacht, entsprechend organisch fügen sich die beiden Sängerinnen in den Song ein. Wir freuen uns sehr, dass Kamelot für diese Liveaufnahme „Sacrimony (Angel of Afterlife)“ in die Setlist aufgenommen haben! Es ist eines der vielen Highlights!

Nach diesem Feuerwerk brauchen die Sänger*innen erst einmal ein Päuschen und das nutzen Keyboarder Oliver Palotai und Schlagzeuger Alex Lundenburg für ihr geniales Drums und Keys Solo. Ein ganzes knapp fünf Minuten langes Stück, fast schon jazzig in der Dramatik, zeigt die Brillanz dieser beiden Bandmitglieder, die diesen Moment des Ruhms voll verdient haben.

Kamelot live ((C) Tim Tronckoe)

„Here‘s to the Fall“ ist die schwermütige Ballade des Abends. Feuerzeuge beziehungsweise Handylampen, gefühlvoller Gesang, melancholische Klaviermelodien, da bleiben die Augen nicht trocken, selbst bei extra harten Metalfans. Kamelot sind nicht nur volle Power, sondern auch große Emotion! Schön, dass dieser Live-Moment auf I Am The Empire für alle noch einmal nachempfunden werden kann. „Forever“ schließt mit Youngblood’s Talent für epische Melodien an, bevor es noch einmal kraftvoll abgeht. Kamelot bieten ihrem Publikum an diesem Abend nicht nur einen schönen Querschnitt durch ihre Diskographie, sondern auch eine wahre Achterbahn der Gefühle und einen abwechslungsreichen Tempo- und Stilmix von Romantik zu Powermetal. Aber eigentlich stehen bei der Live-Version von „Forever“ die Fans im Vordergrund, für deren gewaltige Chorale die Band viel Raum lässt.

Kamelot live ((C) Tim Tronckoe)

Der nächste Höhepunkt folgt sofort, denn in „Burns to Embrace“ werden Kamelot von einem Kinderchor unterstützt, in welchem auch der Sohn von Gitarrist Thomas Youngblood involviert ist. Es ist ergreifend, wenn die hellen Kinderstimmen singen „We are the last to walkt the Earth“ und dabei einen krassen Gegensatz zur heavy Musik der Band erzeugen. Danach stürmt noch einmal Alissa White Gluz für den Endzeit-Megahit „Liar Liar (Wasteland Monarchy)“ – welcher auch thematisch hier gut passt – auf die Bühne. „Liar Liar“ war tatsächlich das Lied, was mich erst richtig von Kamelot überzeugt hat. Schön, dass Kamelot und Alissa White Gluz es live sogar noch wesentlich intensiver rüberbringen als auf der Studioaufnahme!  Eigentlich ist das keine große Überraschung, denn Kamelot stehen für erstklassigen Power / Symphonic Metal und starke Bühnenauftritte. Mit ihrem Live-Opus I Am The Empire – Live From The 013 machen sie nicht nur eingeschworenen Fans eine große Freude, sondern werden sicher auch neue Zuhörer*innen und Zuschauer*innen gewinnen. Und es wird uns alle schmerzlich daran erinnern, dass wir in Pandemiezeiten große Konzerte wie dieses vermissen. Hoffentlich können wir Kamelot bald wieder live spielen sehen! Sobald wir mehr wissen, erfahrt ihr es natürlich sofort von SKULL NEWS! Abschließend können wir sagen, dass sich Kamelot mit I Am The Empire – Live From The 013 selbst ein Denkmal gesetzt haben. Es ist eine hervorragende Live-Aufnahme, sorgfältig abgemischt, wodurch sowohl alle Instrumente, als auch die Sänger*innen perfekt zur Geltung kommen. Der Klang ist voll und dynamisch, präzise arrangiert, und auch die Fans sind organisch am Hörerlebnis beteiligt. Hier haben die Techniker*innen tolle Arbeit geleistet, denn beim Anhören hat man das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Für unsere Review hatte SKULL NEWS leider nicht die Videos zur Verfügung, aber die ausdrucksstarken Live-Fotos vom belgischen Starfotografen Tim Tronckoe (alle hier gezeigten Fotos) belegen, dass die Konzert-Aufnahme auch ein Augenschmaus ist. I Am The Empire – Live From The 013 kommt am 14. August via Napalm Records in digitaler Version, als CD-Digipack, Deluxe Box, Vinyl, sowie als DVD und Blue-Ray heraus. Alle Formate können bereits hier vorbestellt werden!

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Trailer für Kamelot I Am The Empire – Live From The 013:

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