Review: Wagner The Band – Awkward Hearts
Am 5. November 2019 erschien das erste Soloalbum des Österreichers Rainer Wagner. Höchste Zeit, daß Skull News zum Jahrestag des Release-Konzerts am heutigen 28.11. einen verstärkten Blick darauf wirft.
Den Künstler und die Musik hatten wir euch bereits häppchenweise vorgestellt. Und beim ersten Konzert in der Heimatstadt, Wiener Neustadt, im vergangenen Februar, waren wir natürlich für euch dabei – hier geht es zum Bericht.
Wagner The Band bezeichnen ihren Stil als Soul Rock, und das ist eine gute Beschreibung der Melange aus Soul, Funk, Blues und Rock, die sich auf den ersten Ton vertraut anfühlt und sich wie ein warmer Mantel um dich schmiegt. Dieses Vertraute ermöglicht einen schnellen Zugang – und die Band braucht einen Vergleich mit internationalen Größen nicht zu scheuen.
Tracklist: Wagner The Band Awkward Hearts (5. November 2019)
01 – Beast Of Joy
02 – Dream Girl
03 – Right In Front Of Me
04 – A Good Lie
05 – Awkward Hearts
06 – The Crumbs
07 – Wild Roots
08 – A Foreigner
09 – Lonely In Space
10 – Today
11 – Lover’s Mind
Es geht auf Awkward Hearts – ganz klassisch – hauptsächlich um die Liebe. Die Gefundene, Gelebte („Dream Girl“), die Unausgesprochene („Right In Front Of Me“ – Skull News rezensierte diesen Song bereits hier ), die voller Zweifel aus der Distanz („A Foreigner“). Also den ganzen Klumpatsch, den jede:r von uns aus eigener Erfahrung kennt.
Die Songs entstanden größtenteils im Band-Verbund; bei drei Songs steuerte Rainers Freund und Soulmate Davidavi Dolev seine Kreativität bei („Awkward Hearts“, „The Crumbs“, „A Foreigner“) und beweist einmal mehr seine Vielseitigkeit, die er sonst bei eher avantgardistischen Projekten auslebt, ach was, ausTOBT.
„Beast of Joy“ steigt nach den streicherartigen Keyboard-Akkorden zu Beginn schnell zu einer groovigen, funky Nummer auf, die in ihrer Eingängigkeit selbst die größten Stadien zum Kochen bringen dürfte.
Ruhiger geht es mit „Dream Girl“ weiter – soulig setzt Rainer seiner großen Liebe ein akustisches Denkmal. „No one makes me feel that way“ – kein Blingbling, kein Gedöns – das ist es, was zählt.
„Right In Front Of Me“ kommt in der Album-Version mit wunderbaren, dezenten Gospel-Chören daher. Außer vom Herzensmenschen die Rote Karte zu bekommen, gibt es fast nichts ätzenderes, als den Mund nicht aufzubekommen und seine Gefühle einzugestehen. „Three words caged in my mouth…“ – es könnte alles so einfach sein. Wenn da nicht die Angst vor der möglichen Reaktion wäre.
„A Good Lie“ weckt Erinnerungen an Funk der 70er und kommt wieder rockiger daher als die beiden Titel davor. Allgemein ist das Album sehr retro gestaltet, ohne ins Kopieren zu verfallen.
„Awkward Hearts“, der Titelsong, ist eine intensive und dennoch intime Ballade (Feuerzeuge! Seht ihr die Feuerzeuge?), bei der Rainer seine stimmliche Bandbreite auch jenseits der gewohnten mittleren Höhe präsentiert. Gegen Ende nimmt der Song an Fahrt auf, die Gitarren werden rockiger – bäm! Welch ein Feuerwerk!
„The Crumbs“ läßt wieder voller Sehnsucht die Kerzen flackern, bevor auch hier die Gitarren etwas kräftiger zu hören sind.
„Wild Roots“ geht musikalisch gefühlt in die 80er, eine Prise Discogroove hier, ein Hauch Funk dort, und setzt zum Beginn des letzten Albumdrittels wieder einen temporeicheren Kontrapunkt.
„A Foreigner“ läutet sehr rhythmisch und groovy das Dilemma einer Fernbeziehung ein. Man quatscht am Telefon, hört die Stimme, ist dem Gegenüber quasi verfallen, und doch so hilflos, weil man nicht weiß, was bei der Person sonst noch so abgeht. Man ist zu weit weg, um sich selbst von der Treue der Person überzeugen zu können, zweifelt und würde sich mit dem anderen Kerl am liebsten prügeln. Wer auch immer dieser Blödmann ist. Wenn er denn nicht nur im Kopf existiert. Kopfkino is a bitch.
Bei „Lonely In Space“ werden die Riffs von der Kette gelassen, Rock wunderbar mit Funk kombiniert, reizvolle Breaks laden zum Mitwippen ein.
„Today“ steigt mit den soften Akkorden einer Akustikgitarre ein, nach Rainers Einsatz gesellen sich nach und nach die anderen Instrumente dazu, die Nummer wird immer kraftvoller und rockiger – und „Today I found myself alive“ ist ein wunderbarer Hoffnungsruf auf bessere Zeiten. Du lebst. Immer noch. Mach was draus!
„Lover’s Mind“ setzt den zwar balladesken, aber doch ungewohnt instrumentierten Schlußpunkt. Geschrieben von Regina Haring und auf Rainer Wagners Stimme in Begleitung mit einem Piano reduziert – Träumchen.
Und eigentlich möchte man dann wieder direkt auf Repeat gehen und sich dieses gut durchmischte Album von vorne anhören. Speziell die Balladen sind für diesen düsteren Herbst/Winter wie ein heißer dampfender Becher Kakao auf die Gehörgänge und für die Seele.
Besonders gefällt Skull News, daß Wagner The Band „mannschaftsdienlich“ auf Awkward Hearts agiert. Hier stehen die Songs im Vordergrund, die Einheit, die die Musiker verkörpern; es wird auf lange Soli verzichtet. Ein rundum gelungenes Hörvergnügen. Gerne mehr, gerne wieder live!
Wagner The Band sind:
RAINER WAGNER / VOCALS, ACOUSTIC GUITAR
MICHAEL FINK / ELECTRIC GUITAR
GREGOR HUBER / E-PIANO, ORGAN, MELLOTRON
NICOLAS FISCHER / BASS
MAX LEGAT / DRUMS
Zum Erwerb des physischen Albums nutzt ihr bitte das Kontaktformular auf der Homepage oder schreibt an wagnertheband(at)gmail.com
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Fotocredits Albumcover: Helmut Rasinger, Sebastian Daniel Photography