Review: LINDA SCHMELZER – Pearls
Ein Coveralbum? Hm. Dazu noch mit diesen Titeln? Jesses.
Die Meßlatte liegt reichlich hoch bei dem, was sich Linda Schmelzer, speziell im fränkischen Raum bekannte Bluessängerin mit verbrieft schwarzer Stimme, mit ihrem ersten eigenen Soloalbum Pearls vorgenommen hat. Viele der ausgewählten Tracks sind Evergreens und werden direkt mit den Originalinterpret:innen assoziiert. Hierbei kann sich ein Künstler mächtig die Finger verbrennen – oder Altvertrautes brechen und etwas völlig Neues entstehen zu lassen und den Stücken einen völlig eigenen Stempel aufzudrücken. Für diesen Weg hat sich auch Linda Schmelzer entschieden, ihre langjährigen musikalischen Wegbegleiter zusammen getrommelt, ihnen die Information, um welche Songs es sich handelt, zukommen lassen – und mit ihnen im Studio quasi unter Live-Bedingungen dieses Kleinod gezaubert:
Tracklist: Linda Schmelzer Pearls (Timezone Records, 12. November 2021)
01 – Move over (Janis Joplin)
02 – It’s probably me (Eric Clapton/Sting/Michael Kamen)
03 – Four women (Nina Simone)
04 – Compared to what (Gene McDaniels)
05 – Dr. Feelgood (Aretha Franklin)
06 – Ramble on (Jimmy Page/Robert Plant)
07 – Dying (Marcus King)
08 – Jealous Guy (John Lennon)
09 – Serious (Luther Allison)
10 – Sunday bloody Sunday (U2)
Auf den knapp über 67 Minuten langen Album stellt das Musikerkollektiv eindrücklich unter Beweis, daß es einem internationalen Vergleich mehr als nur standhalten kann.
Der rote Faden ist der absolut entspannte Grundton. Geht nicht? Gibt’s nicht. So wird aus dem einst eher rohen “Move over” ein Funk-Jazz-Soul-Crossover mit Pianosolo und Bläsersätzen. “It’s probably me” erstrahlt im sinnlich-bluesigen Gewand, und gerne würde man hier Linda zusammen mit Sting hören – stellt euch dieses Duett in Stings toskanischem Weingut bei einem guten Tropfen und in gemütlicher Runde an einem lauen Sommerabend vor. “Four Women”, mit etwas über 10 Minuten das längste Stück, gerät zu einer spannenden Melange aus Smooth Jazz, Bossanova und einer leidenschaftlichen Gesangsinterpretation mit nahezu psychedelischen Instrumentalpassagen. “Jealous Guy” erfährt im Reggaegewand neue Strahlkraft und “Sunday Bloody Sunday” als nachdenkliche Ballade – auf die Idee muß man erst einmal kommen.
Linda Schmelzer ist eine Frau, die mit beiden Beinen mitten im Leben steht, die weiß, was sie will, und die das mit jeder Note und jedem Ton leidenschaftlich und selbstbewußt ausdrückt. Selbst das stimmliche Kräftemessen mit einem Kaliber wie Robert Plant bei “Ramble On”, dem Led-Zeppelin-Cover, gelingt mühelos.
Selbstverständlich stehen ihr die Herren an den Instrumenten in nichts nach. Seit vielen Jahren spielen sie in unterschiedlichen Konstellationen zusammen, richten Festivals und Guitar Challenges aus, Clapton Tributes mit promintenten Gastmusikern, sind eine feste Größe im fränkischen Raum und darüber hinaus. Jochen Volpert beispielsweise haben wir euch mit einigen Rezensionen und einer Galerie schon vorgestellt – seine lässiger, unkonventioneller Stil ist unverkennbar.
Pearls war überfällig. Eine mehr als gelungene Verbeugung vor den Original-Interpret:innen in Form einer unwiderstehlichen Fusion von Kreativität, Kunst und Können, mit dem Mut, Grenzen und Schubladen zu sprengen.
Linda Schmelzer auf Facebook
Linda Schmelzer auf ihrer Website – das Album gibt es bei ihr oder auch bei Timezone Records
Musiker:
Jochen Volpert (Gitarre)
Stephan Schmitt (Gitarre)
Benjamin Haupt (Gitarre)
Vladi Strecker (Sax)
Michael Hauck (Piano, Orgel)
Markus Schölch (Piano, Orgel)
Achim Gössl (Piano, Orgel)
Joachim Lang (Bass)
Uli Kleideiter (Drums)
Stefan Schön (Drums, Percussion)
Bernie Kirchhoff (Drums, Percussion)
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