Review: Jochen Volpert „Seven“
Das Jahr 2020 brachte neben der Pandemie und dem zwangsläufigen Stillstand auch eine Menge Kreativität zum Vorschein – so beglückte uns der Würzburger Gitarrist Jochen Volpert gleich mit zwei Alben. Mr. X wurde am 1. Februar veröffentlicht und Six konnte man sich ab dem 1. Dezember ausgiebig zu Gemüte führen. Wir pendeln uns allmählich auf den Rhythmus zahnärztlicher Kontrollbesuche ein, denn ein reichliches halbes Jahr später liegt bereits Seven vor.
Tracklist: Jochen Volpert Seven (15. Juli 2021, World Of Audio Records) (42:49)
01 – Brothers
02 – Mr. Tosho
03 – Alien Love
04 – Four Guitars
05 – For Lovers
06 – Phunky Guitar Nr. 7
07 – When It’s Over
08 – Twangland
09 – Blues For Me
Bonus/Thieme.Volpert:
10 – Cherish The Moment
11 – Cherish The Moment (Vocals)
Auch mit seinem neuesten Longplayer stellt Jochen Volpert unter Beweis, wie man den Begriff des „Querdenkers“ sympathisch und positiv besetzen kann. Und daß sein in seinem Facebookaccount ersichtliches Motto „Mir doch egal“ in jeder Lebenslage anwendbar ist. Hemmungslosigkeit und die kleine Prise Wahnsinn hier und da sind also Programm. Er greift mit Achim Gössl (Rhodes, Orgel, Streicher) und Jan Hees (Drums, Percussion) auf zwei erprobte Musiker seines letzten Albums zurück und ergänzt das Team um Claus Bubik, der auf fünf Tracks den Bass abwechselnd zu ihm selbst bedient hat. Diesmal mit von der Partie ist seine Frau, Carola Thieme, die bei den beiden unter Thieme.Volpert laufenden Bonustracks an der Musik beteiligt war und den Text zum einzigen Stück mit Gesang geschrieben hat – zudem zeichnet sie als Grafikdesignerin für das Album-Artwork verantwortlich.
Für reichlich Abwechslung wird auch auf Seven gesorgt:
„Brothers“ startet gleich mit coolen Bassgrooves durch und Jochen brilliert mit flirrender Leichtfüßigkeit (Leichtfingrigkeit? Verzeiht mir die Bilder im Kopf), um einen gut gelaunten Einstieg zu erschaffen.
„Mr. Tosho“ ist eine wunderschöne Verneigung vor dem Altmeister, Todor „Tosho“ Todorovic, der der Osnabrücker Blues Company seit nunmehr 45 Jahren in Gesang, Gitarre und Komposition vorsteht und mit ihr viele Teile der Welt erobert hat. Dem Team gelingt es, die Atmosphäre der Kollegen aus dem Norden aufzugreifen und um heimelige Orgelklänge zu ergänzen.
„Alien Love“ läßt das gemütliche Bluesfußmitwippen in den Hintergrund rücken und eher die Nackenmuskulatur zum Headbangen antreten, so bleischwer und fett kommt die Truppe daher. Da lacht das Schwermetallerherz! Den obligaten Steh-Liege-Klammer-Blues gibt es mit „For Lovers“, mit 5:42 auch das längste Stück des Albums. Auch der Funk wird beispielsweise mit „Phunky Guitar Nr. 7“ ausgiebig bedient.
Den Gruß aus der Disco gibt es bei „Cherish The Moment“, wo der geneigte Hörer nach den ersten Licks erwartet, daß Sister Sledge um die Ecke gebogen kommen. Streicher in bester Philly-Sound-Manier – hach! Und nein, wir bleiben nicht brav bei einer Disconummer, sondern bringen noch fröhlich einen eigenen Twist mit ins Spiel. Sonst wäre es kein typischer Volpert! Nach der Instrumentalversion ergänzt um die Vocals von Carola Thieme, die sehr warm und soulig ins Geschehen eingreift.
Viel zu schnell endet der Durchlauf mit seiner Durchlaucht, Fürst von Telecastrien, Prinz von und zu Maybach, Duke of Dengel. Und wieder hinterläßt er eine Schneise der Verzückung, indem er einfach das macht, was er am besten kann – einen feuchten Furz auf sämtliche Konventionen und Regeln zu geben und stilsicher allen Stilrichtungen Raum gewähren.
Das spannende Stück Musik bekommt ihr ab dem 15.07. bei den üblichen Streamingdiensten und physisch direkt bei Jochen Volpert – einfach eine eMail schreiben. Die Website, wo ihr vorab Anspieler hören könnt, findet ihr hier.