„Wir sind Affen in Unterhosen, leben in einem Käfig aus Technologie und können nicht zurück in die Bäume“ – Interview mit Johannes Eckerström von Avatar
Avatar räumen gerade mit ihrem neuen Album Hunter Gatherer die Charts auf und bekommen in der internationalen Musik-Presse durchweg Lob und positive Kritiken. Auch die Fans der schwedischen Melodic Crossover Metal Band sind begeistert, vor allem vom Variantenreichtum und Stilmix der Platte. So finden sich Anleihen an bekannten Gruppen wie Soilwork, andere Songs beziehen sich auf die simplizistische Aggression von Rammstein, wieder andere klingen progressiv und verspielt wie System Of A Down. Trotzdem bleiben Avatar sich selbst treu. Wie machen Avatar das nur?! Unser neues Teammitglied Hugo hat bereits eine ausführliche Rezension zu Avatar’s neuer Hitmaschine verfasst, einmal auf Englisch und einmal auf Französisch, und gemeinsam haben wir Frontmann Johannes Eckerström per Skype zum Interview getroffen.
„Unser Album Hunter Gatherer war schon fertig, als die Pandemie begann. Da wir aber dann nicht zusammen unterwegs sein konnten, mussten wir kreativ werden, um eine Band zu bleiben.“
Johannes Eckerström lebt zur Zeit in Helsinki, Finnland, aber der Rest von Avatar befindet sich in Schweden. Wie sich das auf ihren Alltag als Band ausübt, wie die Musiker ihren Kontakt zu ihren Fans pflegen, und wie sie ihr Album Hunter Gatherer geschrieben haben, erfahrt ihr in Teil 1. Außerdem erzählt uns Johannes Eckerström, wie ihnen die Zwangspause neue kreative Ideen für ihre Musikvideos gegeben hat:
„Der Clown hat sich mit mir weiterentwickelt. Ursprünglich habe ich für diese Rolle Ideen von japanischen Horrorfilmen, dem Zeichentrick vom „Joker“ und von schwedischen Komikern kombiniert.“
Obwohl Johannes erst nicht über seine Rolle als Clown sprechen wollte, hatte er dann doch Spaß daran, zu offenbaren, wie sehr diese andere Facette von ihm selbst sich in den letzten Jahren entwickelt hat. So ist der Horrorclown eine Ausdrucksmöglichkeit, also keine Verkleidung. Schließlich muss die Musik von Avatar immer im Vordergrund stehen. Woher Johannes Eckerström seine Ideen hat, seht ihr in Teil 2:
„Das Album geht darum, dass wir Affen mit Unterhosen sind und verstehen, dass wir in einem Käfig aus Technik leben und wir können nie wieder zurück in die Bäume gehen“
Eine der größten Inspirationen für Johannes war die Lektüre des Buchs von Yuval Noah Harari Eine kurze Geschichte der Menschheit, da es sehr schön die Zusammenhänge aus Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft darstellt. Avatar haben einige der Kernideen von Harari aufgegriffen, vor allem diskutieren sie in ihrem Song „Silence in the Age of Apes“ die Evolution des Menschen. Welche anderen literarischen und filmischen Vorbilder Johannes Eckerström für Hunter Gatherer einbezogen hat, könnt ihr im Teil 3 hören:
„In „Colossus“ beziehen wir uns auf eine Variante des Gilgamesh-Experiments, wo es um die perfekte Kombination aus Computer, also Logik und Mathematik, und dem menschlichen Gehirn geht, welches frei assoziieren, kreativ sein kann.“
Avatar sind in ihren Lyrics für Hunter Gatherer nicht fortschrittsfeindlich oder menschenfeindlich, im Gegenteil. Sie wägen ab, welche die beste Entwicklungsmöglichkeiten der Menschheit im Rahmen ihrer Technologien sind. Johannes Eckerström gibt aber klar zu bedenken, welche Angewohnheiten die Menschen ändern müssen, besonders im Hinblick auf die aktuelle Situation:
„In unserem neuen Album haben wir diesmal kein Konzept, sondern Lieder von allen, die in Avatar Lieder schreiben, integriert. Wir vertrauen darauf, dass wie bei Queen und den Beatles man trotz der verschiedenen Stile erkennt, dass es Avatar ist. Das klingt wie Avatar und wie keine andere Band.“
Die letzten Alben waren eher Konzeptalben, doch für Hunter Gatherer wollten Avatar alles anders machen. Diesmal haben sie Lieder von allen Bandmitgliedern integriert, die in Avatar Songs schreiben. So lässt sich die große Varianz an Stilen auf der Platte erklären, doch gleichzeitig haben Avatar es geschafft, dass sie immer wie sie selbst klingen. Die größte Überraschung ist aber der Track „Gun“, in dem Johannes Eckerström sich ungewohnt verletzlich und ernsthaft zeigt. In unserem Gespräch offenbart er, wie er dazu kam:
Abschließend können wir nur hoffen, dass Avatar bald wieder auf der Bühne zu sehen sein werden, denn ihr Album Hunter Gatherer mit seinen sehr abwechslungsreichen Songs macht Lust auf mehr. Wir fragen uns, wie wohl die Show aussehen würde! In jedem Fall danken wir Johannes, dass er sich für unser Interview Zeit genommen hat! Danke für das gute Gespräch! Wir sind besonders dankbar, da dies unser erstes gemeinsames Skype Interview mit Video ist und hoffen, dass ihr trotz Wackeln und Ruckeln auch Spaß beim Anschauen hattet. Wenn euch Avatar überzeugen konnte, schaut doch mal auf ihren sozialen Medien vorbei und kauft euch Merch und Musik!
Hugo und Jasmin