Review: Ignea The Realms of Fire and Death
Drei Jahre warten die gespannten Fans der ukrainischen Melodic Metal Band Ignea nun schon auf ein neues Album – Mitte April ist es soweit und The Realms of Fire and Death kommt endlich auf den Markt! Ignea fusionieren gekonnt orientalische, folklorische Klänge mit hartem Metal, symphonischen Arrangements und modernen elektronischen Instrumenten. Besonders auffallend ist Helle Bogdanova‘s starker Gesang, mal sanft und melodisch, dann legt sie mit beeindruckenden Growls los. SKULL NEWS stellt euch hier Ignea‘s neues Album vor.
Die aus Kiew stammenden Musiker kamen 2013 zunächst unter dem Namen Parallax zusammen und beschäftigten sich bereits in ihrer Debüt-EP Sputnik mit Science Fiction, musikalische Motive, die bis heute auch den Stil der Band beeinflussen. Doch auch orientalische Elemente waren von Anfang an prägend, so spielte der ehemalige Gitarrist von Orphaned Land (mehr Info über Orphaned Land hier), Yossi Sassi, für die Single „Petrichor“ sein einzigartiges Instrument, die Bouzoukitara, ein. Zwei Jahre nach der Gründung benennt sich die Band zu Ignea um und bringt ein von Kritikern und Fans hochgelobtes Video zum Anti-Terror-Lied „Şeytanu Akbar” heraus – ein Vorbote für das erste Langspielalbum The Sign of Faith (2017), für welches Ignea den Preis des Best Ukrainian Metal Act 2018 verliehen bekam. Schnell zählten Ignea auch zu den drei besten Bands des Landes und machten so international auf sich aufmerksam. Dieses erste große Album hat deutlich an Härte dazu gewonnen, extremerer Gesang und heftigere Beats, schön im Kontrast zu orientalischen Melodien und Klargesang.
Es folgten schnell Touren in ganz Europa, wobei Ignea teils Headliner waren und teils auf großen internationalen Festivals auftraten. Seit dem Debütalbum war die Band also hauptsächlich unterwegs, zum Beispiel zusammen mit den Butcher Babies und Kobra and the Lotus – die Fans mussten sich also erst einmal gedulden, neue Musik zu bekommen. Als Vorgeschmack brachten Ignea 2018 vorab eine erste Single, „Queen Dies“, samt kunstvollem Video heraus. Dieser starke Song wird auch der erste Track auf dem neuen Album sein!
Ignea bestehen aktuell aus: Helle Bogdanova (extrem variantenreicher Gesang), Dmitry Vinnichenko an der Gitarre, Xander Kamyshin am Bass, Evgeny Zhytnyuk (Keyboard) und Ivan Kholmohorov am Schlagzeug. In ihrem für den 17. April angekündigten Konzeptalbum The Realms of Fire and Death erzählen Ignea spannende Geschichten über Tod und Feuer (Titel!), welche sie mit einem begleitend veröffentlichten Kurzgeschichtenbuch weiterführen. Es lohnt sich also, einen Blick in die Songtexte zu werfen! Stilistisch kombinieren Ignea wieder auf innovative Weise folklorische Elemente aus dem Norden sowie aus dem Orient, mit melodischem Metal, extremen Gesangstechniken, starken Gitarren- und Bassriffs und teilweise heavy Blastbeats. Das zweite Lied („Чорне Полум’я”) singt Helle Bogdanova in ihrer Muttersprache Ukrainisch, für’s bessere Verständnis haben Ignea den Song aber auch auf Englisch als Bonustrack hinzugefügt. TROFAD ist also ein Werk zum Entdecken! SKULL NEWS wird euch hier einige der Highlights des Albums vorstellen.
Tracklist: Ignea The Realms of Fire and Death (17. April 2020)
01 – Queen Dies
02 – Чорне Полум’я (Chorne Polumia)
03 – Out of My Head
04 – Í Tokuni (Eivør Cover)
05 – Too Late to Be Born
06 – What For
07 – Gods of Fire
08 – Jinnslammer
09 – Disenchantment
10 – Black Flame (Bonus)
Der Opener des Albums, „Queen Dies“, kam schon 2018 als Single raus und Ignea scheuten keine Mühe, um ein schönes und künstlerisches Video beizutragen. Dieses Lied ist musikalisch das Aushängeschild für The Realms of Fire and Death und den eigenständigen Ignea-Sound: Es beginnt mit orientalischen Rhythmen auf der Tabla im Gegensatz zu den bald einsetzenden harten Metal-Beats. Helle Bogdanova ist sicher eine der Sängerinnen im Metal mit den ausdrucksstärksten Stimmen. Wer Ignea einmal live gesehen hat, kann bestätigen, dass sie spielend zwischen hellem, zartem Klargesang und tiefen Growls wechselt. Unterstützt werden diese eher härteren Parts von heavy Gitarrenriffs, knackenden Bassakzenten und brutalen Beats. Im Hintergrund hören wir dramatische Streicherensembles und atmosphärische Keyboardsequenzen. Mit „Queen Dies“ beginnt das Anfangskapitel des Konzeptalbums The Realms of Fire and Death. Die ersten drei Lieder erzählen die Geschichte einer Königin, welche aufgrund einer Prophezeiung, sie würde von einem Zwilling ermordet werden, alle Zwillinge in ihrem Reich töten lässt. Diese Grausamkeit lässt die Königin innerlich sterben.
Das auf Ukrainisch gesungene Lied „Чорне Полум’я” kommt mit einem heftigen Intro daher. Am Schlagzeug joggt Ivan Kholmohorov rein, verstärkt werden die eingängigen Rhythmen mit elektronischen Beats, die fast wie Industrial anmuten. In der Strophe gefällt uns, dass die Gitarre nicht zu tief eingestellt ist, wodurch sie eine klangliche Brücke zwischen den cleanen und den gegrowlten Vocals herstellt. Der Gesang in der Muttersprache lässt die Stimme sehr viel authentischer erscheinen, das Lied ist daher ein echtes Highlight. Vom Sound her erinnern Ignea im zweiten Track ein bisschen an Lacuna Coil, bloß mit deutlichen orientalischen Einflüssen. In der Geschichte des Songtextes beginnt die Königin langsam zu verstehen, dass sie ein schweres Verbrechen begangen hat und will für ihre Sünden büßen. Der Songtitel heißt übersetzt Schwarze Flamme und in einer solchen soll alles Böse verbrannt werden, inklusive des Dämons, der ursprünglich die Königin zum Massenmord angestiftet hat. Den Text versteht man natürlich besser, wenn man sich den Bonustrack „Black Flame“ anhört, welcher die englische Version dieses Lieds ist. Lied Nummer drei ist „Out of My Head“, welches mit schönen Bassriffs von Xander Kamyshin besticht. Die Art, wie der Bass schnarrend und stark verzerrt eingesetzt wird, klingt wie eine Referenz zu Jinjer, welche mit ihrem Groove Metal international neue Stilmittel ins Genre eingeführt haben. Dazu gehört ein deutlich hörbarer groovender Bass, welcher in den neueren Albumproduktionen diverser Bands, vielleicht inspiriert von den Ukrainern, im Mastering stärker herauskommt. Mit „Out of My Head“ endet die erste Geschichte damit, dass in einem letzten Kampf zwischen der Königin und dem Dämonen die Herrscherin ihr Reich retten und den Feind besiegen kann. Das vierte Lied heißt „Í Tokuni” und Ignea covern hier Eivør. Ihre Version klingt geheimnisvoll, zauberhaft, mysteriös. Helle Bogdanova beweist sich gerade durch den gefühlvollen Stimmeinsatz als ausdrucksvolle und versierte Sängerin. Sie erzeugt einen fast ritualistischen Vibe, so wie es teilweise Bands wie Heilung vormachen. Wenn man in die Lyrics schaut, erfährt man, dass in der Tat das Ich in dieser Story eine ruhelose Seele ist, die zwischen dem Reich der Lebenden und der Toten verzweifelt nach ihrem Liebsten sucht. Im Kontrast zum Song davor, schnarrt das Intro von „Too Late to Be Born“ erst einmal los, es dröhnt und klingt ziemlich düster. Igneas Instrumentalisten trumpfen mit schönen schnellen Gitarren- und Bassriffs und trabendem Schlagzeug auf. „Too Late to Be Born“ ist ohne Frage der härteste Song von TROFAD, hier brechen heftige Blastbeats und überwiegender Growl los. Auch was diese zweite Geschichte betrifft, geht es hier zur Sache. Nach dem tragischen Tod seiner Frau wird der Witwer verrückt und fühlt zehn Seelen in seiner Brust. Er beendet sein Leid, indem er mit den Worten „In flames, I find authentic. He was FIRED“ ins Feuer geht. Die Intensität wird in der folgenden melodischen Ballade „What For“ deutlich zurückgefahren. Es beginnt mit akustischen orientalischen Instrumenten, repetitivem, sanftem Gesang. Hypnotisch, unterstützt durch sphärische Sounds am Keyboard von Evgeny Zhytnyuk, ziehen Ignea uns in ihren Bann und erzählen von der Schwester des Witwers, welche inständig nach Antworten auf ihre drängenden Fragen sucht. Warum hat ihr Bruder sie verlassen? Warum nur? „What For“ ist das zarte Kleinod des Albums. Im siebten Track, „Gods of Fire“, lehnen sich Ignea wiederum an Groove Metal an. Gitarre und vor allem der Bass geben einen akzentuierten Rhythmus vor, dazu passt der heavy Growl. An diesem Lied mögen wir vor allem das geniale Gitarrensolo von Dmitry Vinnichenko kurz vor Schluss. In „Gods of Fire“ geht es um die Parallelen in vielen Kulturen rund um den Globus: Fast alle kennen in ihren Mythologien Feuergötter (wie Agni, Arshi Tengri, Sekhmet, Svarog und viele andere), die den Menschen Wärme und Sicherheit durch die Gabe der Flamme geben. Ignea verbinden also wunderbar Fantastik und Mythologien. Doch lange währt der Frieden nicht. In „Jinnslammer“ malen sich Ignea aus, wie die Menschen das Geschenk der Götter, das Feuer, für kriegerische Handlungen missbrauchen. Aus Machthunger rebellieren die Menschen gegen ihre Autoritäten, doch am Ende werden die Rebellen niedergeschlagen. Passend dazu ist die Musik sehr bedrohlich und die Synthesizer untrerstreichen die dunkle, mysteriöse Atmosphäre. Ignea haben für „Jinnslammer“ ein neues Musikvideo für April angekündigt. Wir können also gespannt sein, wie sie diese Story umsetzen werden! Der letzte Track auf The Realms of Fire and Death heißt „Disenchantment“ und er wurde bereits als Single und Video veröffentlicht. In diesem Schlusspart zeigen Ignea noch einmal, was die musikalische Essenz der Band ist: Ein moderner Sound aus Metal typisch akzentuierten Gitarren- und Bassriffs, harten Beats und elektronischen Effekten, dazu kombinieren sie orientalische Streicher und Instrumente. Melodic Metal vom Feinsten! Die letzte Geschichte des Albums endet damit, dass die Feuergötter voller Entäuschung und Verachtung auf die Menschen herabblicken. So haben die Menschen das Feuer nicht nur genutzt, um sich gegenseitig zu töten, sondern sie haben auch mit der Erfindung der Elektrizität sich von den Göttern unabhängig gemacht. Ernüchtert (disenchanted!) wenden sich die Götter ab und kündigen an, dass sie nicht mehr für die Menschheit einstehen werden: „when artificial light is off, when you are burnt by the watts you loved, you will return to inception but we’ll be far away.” Ignea schließen mit diesem heftigen, ausdrucksstarken Song ein fantastisches, spannendes Album ab.
Mit The Realms of Fire and Death haben Ignea ein wunderbares Konzeptalbum mit spannenden Geschichten und einem einzigartigen, wandelbaren Sound – zwischen orientalischer, slawischer, nordischer Folklore und melodischem Metal – geschaffen. SKULL NEWS gefällt, mit wie viel Liebe zum Detail und welcher Freude an der Fantastik und an Mythologien Ignea ihre Texte verfasst haben. Und wie die Musiker diese Motive und Storylines mit ihren Instrumenten umsetzen. The Realms of Fire and Death ist daher ein Album, das wir allen empfehlen, die Lust auf Erzählungen, auf magische Momente, auf ungewöhnliche Musik haben. Ignea sind definitv eine Entdeckung wert und verdienen noch mehr internationale Aufmerksamkeit. Sobald Ignea auf Tour gehen, werdet ihr es von SKULL NEWS als erstes erfahren.
In Zeiten, wo Bands ganz besonders auf eure Unterstützung angewiesen sind, schaut doch mal auf dem Webshop der Band vorbei. Dort gibt es nicht nur tollen Merchandise, sonder ihr könnt auch das Album vorbestellen!
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